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Kultur: Oh, Ole Mios

Eine ANTWORT von Peter von becker Hamburg jubelt über sein künftiges Wahrzeichen. Ein Kulturwahrzeichen!

Eine ANTWORT von Peter von becker

Hamburg jubelt über sein künftiges Wahrzeichen. Ein Kulturwahrzeichen! Und während der Erste Bürgermeister Ole von Beust gerade den Grundstein gelegt hat für die bis 2010 am Hamburger Hafen entstehende, knapp 250 Millionen Euro teure Elbphilharmonie, da muss der Regierende Bürgermeister von Berlin nun hören, dass nicht nur die bekanntermaßen baufällige Staatsoper Unter den Linden saniert werden muss. Nein, es bröckelt und tropft vom Dach bis zum Klo auch in der Volksbühne, an der Schaubühne und in manch anderem Kulturinstitut der Hauptstadt. Wo Hamburg mal eben neubaut, schießt es im ersten Reflex durch den Kopf, da fordert im armen Berlin allein die Erhaltung der (reichen) Substanz schon Millionensummen. Wenn man den Laden (die vielen Läden) nicht ganz verkommen lassen will. Glückliches Hamburg?

Glückliches Hamburg – wir sind noch immer beim ersten Reflex –, dir richten es notfalls auch deine besserverdienenden Bürger. Denn über 50 Mios haben die begeisterten Hansestädter bereits für das architektonische Geisterschiff gesammelt, das die Schweizer Baumeister Herzog & de Meuron als künftiges Konzerthaus auf einen elbwasserumschwappten ehemaligen Kai-Speicher aufsetzen und wie ein Riesenbug in den großen Strom ragen lassen wollen. Während in Berlin, denkt der Reflexberliner, die Zivilgesellschaft ihr Schloss, ihre Museumsinsel, ihre Lieblingsoper sich weitgehend mit Staatsknete bauen lassen will und sich höchstens mal gegen eine moderne Kassenhalle vor der alten Kunst lauthals engagiert.

Denkste. Die Realität sieht nachgedacht dann doch nicht so schwarz-weiß eindeutig aus. Denn Hamburgs Kulturpolitik spart Oles Mios an anderen Enden ganz pfeffersäckig ein. Und entgegen dem Berliner Schnauze-Vorurteil gibt es viel leises, kostbares Bürgerengagement auch in der Hauptstadt. Und Berlin, das ganz nebenbei, hat numerisch nicht nur die meisten Einwohner, sondern sogar die meisten Millionäre. Freilich neben den meisten Armen. Das ist das Problem. Außerdem fehlt seit 1933/45 das Vorbild des kulturbewussten jüdischen Großbürgertums. Für jede größere zivilgesellschaftliche mäzenatische Kraftanstrengung braucht es allerdings Ziele, denen die Politik neben festen Rahmenbedingungen einen eigenen Gestaltungswillen voransetzen muss. Wie bei Beusts Elbphilharmonie.Für Berlin ist die jüngste Auseinandersetzung um eine Kunsthalle ein Testfall. Ein zweiter wäre die Klärung der Opern-Zukunft. Bevor es endlich und entschieden um den Schlossplatz geht.

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