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Kultur: „Ohne ihn stünde hier nichts mehr“ Retter der Frauenkirche: zum Tod von Hans Nadler

Wenn es in der DDR um Erhaltung oder Abriss stadtbildprägender Baudenkmäler ging, behielt sich die SED das letzte Wort vor. Kein anderer ostdeutscher Denkmalpfleger vermochte diesem System sachfremder Einmischung so viel Überzeugungskraft entgegenzusetzen wie Hans Nadler.

Wenn es in der DDR um Erhaltung oder Abriss stadtbildprägender Baudenkmäler ging, behielt sich die SED das letzte Wort vor. Kein anderer ostdeutscher Denkmalpfleger vermochte diesem System sachfremder Einmischung so viel Überzeugungskraft entgegenzusetzen wie Hans Nadler. Dem 1910 als Sohn des Malers Hans Nadler geborenen Dresdner verdankt seine Vaterstadt den Wiederaufbau von Zwinger, Japanischem Palais, Hofkirche und Semperoper. Schon lange vor der Wende setzte sich der Nestor der sächsischen Denkmalpflege auch für die Rekonstruktion der Frauenkirche und des Residenzschlosses ein. 856 Steine des zerstörten Gotteshauses hatte er mit seinen Leuten geborgen und inventarisiert, dazu rote Rosen gepflanzt, um die Ruine zu schützen. Nun ist er, nur drei Wochen vor der feierlichen Wiedereinweihung, am Samstag 95-jährig in Dresden gestorben.

Nadlers Weg verlief trotz der Zeitläufte zielstrebig: Nach dem Architekturstudium in Dresden und einer Grabungstätigkeit in Pompeji promovierte er 1940 mit einem baugeschichtlichen Thema. Am 15. August 1945 kehrte der Soldat ins kriegszerstörte Dresden heim, begann beim Sächsischen Landesamt für Denkmalpflege, bis man ihn 1949 zum Landeskonservator berief. Von 1952 bis 1982 leitete er das zentrale Institut für Denkmalpflege der DDR und blieb zugleich Dresden als Stadtkonservator verbunden. Zum persönlichen Vorbild wurde Nadler durch seinen Glauben an die Wiederherstellbarkeit auch stark zerstörter Denkmäler und sein diplomatisches Geschick im Umgang mit der Staatsmacht. „Ohne Professor Nadler stünde hier nichts mehr“, war in Dresden, Bautzen, Leipzig, Muskau oder Görlitz oft zu hören.

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