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Der Musiker David Byrne wurde als Sänger der Talking Heads bekannt.

© picture alliance / dpa

Online-Streaming: Beschwert euch bei den Labels

Die Musikindustrie erholt sich gerade ein wenig - auch dank Streamingportalen wie Spotify. Der Musiker David Byrne sieht darin keine nachhaltige Lösung und befürchtet, dass sich viele seiner Kollegen einen neuen Job suchen müssen. Seine Klage kommt zu spät und richtete sich an die falsche Adresse. Ein Kommentar.

Das Böse in der Musikindustrie hat einen Namen: Spotify. So sieht das zumindest David Byrne in seinem „Aufschrei gegen die Musikdienste im Internet“, abgedruckt am Dienstag in der „Süddeutschen Zeitung“. Mit seinen weltweit 24 Millionen Nutzern und sechs Millionen Abonnenten steht der Online-Streamingdienst Spotify für den Ex-TalkingHeads-Sänger stellvertretend für eine Technik, die zur Verarmung von Musikern führe. Das gelte vor allem für die weniger bekannten, da bei ihnen die ohnehin schon minimalen Ausschüttungen pro Stream noch geringer ausfielen.

Wegen der niedrigen Entlohnung haben sich bereits Bands wie Metallica, Radiohead, die Red Hot Chili Peppers oder die Toten Hosen gegen Spotify und Co. ausgesprochen. Einige von ihnen geben ihre Musik nicht oder nur teilweise für die werbe- und abofinanzierten Portale frei. Solche vereinzelten Boykotte und Klagerufe bringen gar nichts. Vor allem kommen sie deutlich zu spät. Nach Jahren mit desaströsen Umsatzrückgängen erholt sich die Musikindustrie erstmals wieder leicht. In Deutschland ist der Umsatz der Branche im ersten Halbjahr um 1,5 Prozent gewachsen, auch dank der Streamingeinnahmen. Es gibt hierzulande mittlerweile rund ein Dutzend Anbieter.

War iTunes das erste Modell, das einer großen Zahl von Nutzern eine legale Alternative zu den illegalen Plattformen bot, sind die Online-Streamingdienste nun die Fortsetzung davon. Mit dem Unterschied, dass der User die Lieder nur leiht und nicht besitzt. Es ist ein extrem plausibles und einfaches System, das in Skandinavien schon regelrecht boomt. CDs werden dort kaum noch gekauft. Die Streamingdienste werden bleiben und wachsen. Es ist illusorisch, dass Byrne sich in seinem „Das ist keine Lösung!“ überschriebenen Text wünscht, dass „wir vielleicht für einen Moment innehalten und überlegen, welche Wirkungen und Effekte diese Dienste und Technologien haben, bevor wir mit dem ,Ausverkauf’ aller Kulturgüter beginnen“. Vor vier Jahren wäre dafür Zeit gewesen, jetzt müssen die Musiker sehen, wie sie ihr Stück vom Streaming-Kuchen vergrößern können.

Die erste Adresse sind dabei ihre eigenen Plattenfirmen, die die Deals mit den Portalen abgeschlossen haben. Spotify hat in den USA bereits 500 Millionen Dollar für Lizenzierungsrechte an die Plattenfirmen überwiesen. Laut Deutschland-Chef Stefan Zilch spielt das Unternehmen 70 Prozent seiner Gesamteinnahmen an die Musikindustrie zurück. Da sollten die Bands mal nachfragen, wo das ganze Geld bleibt. Und bessere Verträge mit ihren Labels aushandeln. Oder sich zusammenzuschließen und gemeinsam Druck machen. Auf einen Apokalyptiker wie den 61-jährigen Byrne, dessen Werke übrigens in großer Zahl auf Streamingplattformen zu finden sind, sollten sie dabei lieber nicht hören.

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