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Kultur: Paare und Passionen

Nicht jeden küsst die Muse – und manchmal ist es auch der Kuss des Vergessens: weil vor allem KünstlerMänner die lebenden Quellen ihrer Inspiration oft genug versteckt, verdrängt, unterdrückt haben, um im Reich der Eingebung und Einbildung als Alleinherrscher dazustehen. Doch es gibt auch die Tradition Homers, der zu Beginn seiner „Odyssee“ die göttliche Muse als eigentliche Autorin des großen Werks beschwört.

Nicht jeden küsst die Muse – und manchmal ist es auch der Kuss des Vergessens: weil vor allem KünstlerMänner die lebenden Quellen ihrer Inspiration oft genug versteckt, verdrängt, unterdrückt haben, um im Reich der Eingebung und Einbildung als Alleinherrscher dazustehen. Doch es gibt auch die Tradition Homers, der zu Beginn seiner „Odyssee“ die göttliche Muse als eigentliche Autorin des großen Werks beschwört. Später ist die göttliche Muse oft genug zur Diva geworden, und Diven geben meist die schönsten Bilder im Verhältnis von Meister und Mätresse. Das beweist auch das französische Journalistenpaar Annette und Luc Vezin mit seinem Text-Bildband „Musen des 20. Jahrhunderts“ (Aus dem Französischen von Sabine Herting und Bernadette Orr. Knesebeck Verlag, München 2003, 320 Seiten, 200 Abb., 29, 90 €). Allerdings wird da, im Jahrhundert der Emanzipation, auch die Muse wieder zur Meisterin und die Mätresse gelegentlich – wie bei Peggy Guggenheim und Jackson Pollock – man hätte dazu noch Max Ernst und ein paar andere Künstlerliebhaber Peggys nennen können – zur Mäzenatin. Oder zum Mann: im Fall von Jean Marais und Jean Cocteau. Meistens aber geht es nicht um Indiskretionen (die gibt’s bei soviel Prominenz sowieso nicht), sondern um Adorationen. Um die Hommage an große Liebes- und Leidenspaare wie Frida Kahlo und Diego Rivera oder um Lebenspartnerschaften wie die von Giulietta Masina und Federico Fellini. Oder Jane Birkin und Serge Gainsbourg. Die Musen-Skala reicht hier von der peitschenschwingenden Lou Andreas-Salomé mit dem armen Nietzsche und dem edlen Rilke bis zu Nico und Andy Warhol, während man am Ende statt Aoki Yoko und dem japanischen Post-Pornofotografen Araki vielleicht eher Yoko Ono und John Lennon erwartet hätte. Und gewiss vermisst man Woody Allen mit Diane Keaton (und Mia Farrow) in dieser Galerie der Amouren und Arbeitsbeziehungen. Ein Jahrhundertpaar waren allerdings Gala und ihr Maler Salvador Dalí (links), während Tippi Hedren ihren „Vögel“-Regisseur Alfred Hitchcock trotz des geneigten Beinschwungs glatt abblitzen ließ. Was das brave Buch verschweigt... P.v.B.

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