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Kultur: Panorama: Risse in der Mauer

Skandinavien kommt. Kjell-Ake Anderssons "Familiengeheimnisse" aus Schweden zum Beispiel ist ein sauberer, optimistischer Film, der dabei nicht bieder oder wirklichkeitsfern erscheint.

Skandinavien kommt. Kjell-Ake Anderssons "Familiengeheimnisse" aus Schweden zum Beispiel ist ein sauberer, optimistischer Film, der dabei nicht bieder oder wirklichkeitsfern erscheint. Was für ein Kontrast zu deutschen Filmen, die nur zwei Extreme kennen - Probleme entweder völlig auszublenden oder so zu tun, als wäre die Welt ein einziges Jammertal.

Der Unternehmer Bosse (Rolf Lassgard) ist ein Bilderbuch-Schwede: blond, wohl genährt, mit Frau und drei Kindern sowie einem Eigenheim. Dauernd freut er sich, ohne zu wissen, worüber. Als er in seinem schönen Haus einen Riss entdeckt, ahnen wir schon, dass dieser Riss Symbolcharakter besitzt. Der erste, der die heile Welt in Frage stellt, ist der 17-jährige Sohn Ola, der seinem Vater das permanente Lachen vorwirft. Dann trifft die Mutter Mona (Maria Lundqvist) einen alten Schulfreund wieder, dessen Mutter sie zufällig pflegt. Unter dem Vorwand, zu der Patientin gerufen worden zu sein, trifft sie sich für schnellen Sex im Stehen mit dem Jugendfreund. Der 12-jährige Sohn Morgan hört mit und versucht daraufhin, im Wald ein gleichaltriges Mädchen zu vergewaltigen. Bleibt die 15-jährige, pummelige Tochter Katta (herausragend: Emma Engström), die sich zu einem Wandertag nuttig anzieht und sich in einer unromantischen Zeremonie entjungfern lässt.

Alle Familienmitglieder gehen gestärkt aus der Situation heraus. Kein Zufall ist ihnen zu Hilfe gekommen, kein deus ex machina, sondern der Verstand, die Einsicht. Ein Punktsieg für die politische Korrektheit.

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