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Paris: Jean Baudrillard gestorben

Der französische Soziologe und Philosoph Jean Baudrillard ist in Paris im Alter von 77 Jahren gestorben. Baudrillard war einer der prominentesten Kritiker der Konsum- und Mediengesellschaft, machte sich aber auch als Brecht-Übersetzer einen Namen.

Der weltberühmte Soziologe und Philosoph Jean Baudrillard, einer der bekanntesten Franzosen, ist tot. Wie Vertraute Baudrillards sagten, starb er am Dienstag in Paris nach langer Krankheit. Der einstige Deutschlehrer und Brecht-Übersetzer wurde 77 Jahre alt. Baudrillard, einer der einflussreichsten Denker der Postmoderne, hatte Soziologie an der Universität Nanterre gelehrt, die im Zentrum der Protestbewegung vom Mai 1968 gestanden hatte. In der Folgezeit machte er sich als scharfer Kritiker der Konsumgesellschaft und der Medien einen Namen.

Der 1929 in der Champagner-Metropole Reims geborene Baudrillard verfasste rund 50 Bücher. Als seine Hauptwerke gelten "Der symbolische Tausch und der Tod" und "Requiem für die Medien". Der einstige Marxist mokierte sich zunehmend auch über linke Utopien oder die Vorstellung, Intellektuelle könnten die Politik beeinflussen. Seine scharfen Aphorismen würden "mit der Zeit immer weniger verstanden", stellte er nüchtern fest; "doch das ist mein Problem". In Büchern setzte sich Baudrillard auch mit den USA auseinander. Nach einer US-Reise beschrieb er diese als "Originalversion der Modernität, von der wir die synchronisierte und mit Untertiteln versehenen Version sind".

In seinen späten Jahren befasste sich Baudrillard unter anderem mit den Attentaten des 11. September 2001 in den USA oder mit dem Medien-Phänomen um die TV-Sendung "Big Brother". Baudrillard wurde abwechselnd als Nihilist oder Moralist eingestuft; Kritiker wie Alan Sokal und Jean Bricmont warfen ihm vor, seine Werke seien in Wirklichkeit inhaltsleer. (tso/AFP)

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