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Kultur: Partitürchen, ganz global

Dynamisch, modern, aufgeschlossen: So präsentieren sie sich, die "Internationalen Ferienkurse für Neue Musik" 1998.Vor zwei Jahren feierte das Internationale Musikinstitut in Darmstadt sein fünfzigjähriges Bestehen.

Dynamisch, modern, aufgeschlossen: So präsentieren sie sich, die "Internationalen Ferienkurse für Neue Musik" 1998.Vor zwei Jahren feierte das Internationale Musikinstitut in Darmstadt sein fünfzigjähriges Bestehen.Solf Schaefer hatte zu diesem Zeitpunkt die Leitung des Instituts übernommen.Die Sacher der Neuen Musik treibt er spürbar voran.Die vornehme Erstarrung des Internationalen Musikinstituts, das eine Zeitlang ganz befangen schien in der Tradition der nach dem Krieg gegründeten und im Laufe der Zeit eher im negativen Sinne institutionalisierten "Kranichsteiner Ferienkurse", scheint überwunden zugunsten einer lebendigen Vielfalt.Das zeigt sich schon in der modernisierten Art der Kommunikation: Gab es vor zwei Jahren noch nicht einmal einen PC in den Räumen des Musikinstitut, so findet sich das IMD und das Programm der Ferienkurse nun im Internet: http:// www.darmstadt.de/kultur/musik/imd.html heißt die Adresse der homepage (eMail: imd@stadt.darmstadt.de ).

Institutsleiter Solf Schaefer legt großen Wert darauf, die jüngere Komponistengeneration zu Wort kommen zu lassen.Neben den Alt-Avantgardisten wie Helmut Lachenmann oder György Kurtág - ihnen kommt nach den Worten Schaefers eine "Leuchtturmfunktion" zu - finden sich zum Beispiel Marc André, Gerald Eckert, Isabel Mundry oder Liza Lim auf der Dozentenliste.Komponisten, deren Geburtsdaten allesamt in den sechziger Jahren liegen.Neue ästhetische Standpunkte sollen aufgezeigt werden von einer jungen Generation, die heute Wegweisendes zu sagen hat.

Konfrontation mit Klasssikern

Die Konfrontation der jungen Komponisten mit jenen, die schon fast zu Klassikern der Gegenwartsmusik geworden sind, betrachtet Solf Schaefer als "ureigenste Aufgabe" des Internationalen Musikinstituts.Deshalb wird es bei den Ferienkursen keine Auftritte von "Kurzzeitkomponisten" geben: Alle Dozenten werden während der ganzen Kurszeit anwesend und ansprechbar sein, so daß eine Art "Campus-Charakter" entsteht.

Das Stichwort Globalisierung zeigt seine Auswirkungen nicht nur in Wirtschaft und Politik: Auch die Welt der Musik wird allseits verfügbar.Eines der interessantesten Projekte der diesjährigen Ferienkurse betreut Gerhard Stäbler: Seit zwei Jahren trägt er Partituren und Partitürchen zusammen, die bei Komponisten in Korea, Rußland, den USA, Kanada, Israel, Deutschland in Auftrag gegeben wurden.Vorgegeben waren Zeitschienen zwischen zehn Sekunden und zwei Minuten; die Komponisten konnten untereinander Kontakt aufnehmen, wenn sie das wünschten - einige von ihnen machten davon allerdings keinen Gebrauch.

Die Komposition wird diskutiert

In der ersten Woche der Ferienkurse sollen die so entstandenen Kompositionen und Kompositiönchen in einer Koordinationspartitur zusammengefügt werden, als Diskussionsgrundlage für das geplante Stück mit dem Titel "voix (time)".Ein Multimedia-Werk, an dem auch Videokünstler aus Deutschland mitarbeiten werden."Voix (time)" wird am 1.und 2.August von dem Frauengesangsensemble "belcanto", geleitet von Dietburg Spohr, und dem Ensemble Modern uraufgeführt.Daran beteiligt ist auch der neue Leiter der Wiesbadener Musiktheaterwerkstatt, Ernst-August Klötzke.Daß ein solches Projekt abseits der ausgefahrenen Schienen in Darmstadt "endlich" wieder möglich sei, das begeistert ihn.

Kooperation mit der Akademie Schloss Solitude in Stuttgart und mit der Berliner Akademie der Künste erweitern das Spektrum der künstlerischen Erfahrungen dieses Darmstädter Sommers.Daß der "Solitude"-Club, den der Darmstädter Künstler Lukas Einsele, ehemaliger Solitude-Stipendiat in seinem Atelier eingerichtet hat, zum lebendigen Treffpunkt für Komponisten, Dozenten, Studenten, Interpreten und nicht zuletzt für das Publikum wird, das erwartet Jean-Baptiste Joly, der Leiter der Akademie Schloss Solitude.Die 230 Studenten, die an den Kursen teilnehmen, kommen aus 40 Ländern.In etwa 40 Konzerten zwischen dem 19.Juli und dem 5.August wird in Darmstadt innerhalb von drei Wochen die neue Musik der Welt vorgestellt: auditiv und visuell, multimedial - oder einfach instrumental.

BRIGITTA MAZANEC

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