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Kultur: Partylöwe

Dem "Jedermann" von Hugo von Hofmannsthal - mit dem deutschen Schauspielstar Ulrich Tukur als neuem Titelhelden - galt am Sonnabend traditionsgemäß die erste Theater-Vorstellung der diesjährigen Salzburger Festspiele. An seiner Seite debütierte Dörte Lyssewski in der Rolle der Buhlschaft am Salzburger Domplatz.

Dem "Jedermann" von Hugo von Hofmannsthal - mit dem deutschen Schauspielstar Ulrich Tukur als neuem Titelhelden - galt am Sonnabend traditionsgemäß die erste Theater-Vorstellung der diesjährigen Salzburger Festspiele. An seiner Seite debütierte Dörte Lyssewski in der Rolle der Buhlschaft am Salzburger Domplatz. Das Premierenpublikum spendete der Wiederaufnahme von Gernot Friedels Inszenierung angemessenen Beifall - wie noch jedesmal in jedem Jahr.Tukur folgte dem Burgtheater-Mimen Gert Voss nach, der in den letzten vier Jahren in Hofmannsthals Mysterienspiel zu sehen war. Neben Ulrich Tukur und Dörte Lyssewski gab es mit Christine Ostermayer als Jedermanns Mutter, Kitty Speiser als Glaube, Maria Bill als Gute Werke und Robert Meyer als Dünner Vetter weitere Neulinge bei dem regelmäßig ausverkauften Festspiel-Evergreen. Der neue Salzburger Schauspielchef Frank Baumbauer hat das Team für die Dauer von drei Jahren verpflichtet.Jener Jedermann, wie ihn der 1957 in Viernheim geborene Tukur spielt, zeigt sich dem Publikum als übermütiger, selbstbewußter Sonnyboy. Das fühlt man schon bei seinem allerersten Auftritt, wenn der Mann nicht gemessenen Schritts die Szene betritt, sondern sich laut lachend vom Fenster eines Seitentraktes des Domhofs abseilt.Hier sehen wir keinen erfahrenen, in die Jahre gekommenen Lebemann, sondern einen charmanten Partylöwen, der saft- und kraftvoll in der Blüte seiner Jahre steht, jeden Tag feiert und natürlich überdies die schönste Braut am Haken hat. Wenn ihm die Mutter seinen liederlichen Lebenswandel vorhält, verzieht er das Gesicht und hebt sie dann lachend hoch. Wenn er dem Schuldknecht begegnet, der ihn um Erlassen seiner Schulden bittet, dann ist er unangenehm berührt, weil ihm da jemand die Stimmung verderben will.Hugo von Hofmannsthals "Jedermann" wurde 1912 in Berlin uraufgeführt und 1920 von Max Reinhardt für die neugegründeten Salzburger Festspiele inszeniert. Seither gehört das "Das Spiel vom Sterben des reichen Mannes", wie Hofmannsthal sein Stück nannte, zu den Fixpunkten und Publikumslieblingen des Festivals.

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