zum Hauptinhalt

Kultur: Passwort Passport

Im Wettbewerb von Venedig, wo unlängst Quei loro incontri von Danièle Huillet und Jean-Marie Straub uraufgeführt wurde, hatte die deutsche Filmkritik wenig Gnade mit dem Film, der seine aus der antiken Götterwelt geborgten Reflexionen in üppig wortwuchernde und zugleich streng strukturierte Sequenzen packte. Festivalhektik schadete dem Film, der in seiner gelassenen Inszenierung auch auf die Geduld seines Publikums angewiesen ist.

Im Wettbewerb von Venedig, wo unlängst Quei loro incontri von Danièle Huillet und Jean-Marie Straub uraufgeführt wurde, hatte die deutsche Filmkritik wenig Gnade mit dem Film, der seine aus der antiken Götterwelt geborgten Reflexionen in üppig wortwuchernde und zugleich streng strukturierte Sequenzen packte. Festivalhektik schadete dem Film, der in seiner gelassenen Inszenierung auch auf die Geduld seines Publikums angewiesen ist. Zur Belohnung gibt es wunderbar handfeste Göttergestalten in einem grün sprossenden toskanischen Arkadien, die unser kurzes Erdenwandeln mit kindlichem Erstaunen bereden.

Danièle Huillet ist am 9. Oktober gestorben – und erst jetzt wird deutlich, dass „Quei loro incontri“ (Montag, 20 Uhr, Zeughauskino) auch ein Abschiedsfilm der länger schon Schwerkranken ist. Schade, dass an diesem Gedenkabend nicht auch Pedro Costas’ Dokumentarfilm „Wo liegt euer Lächeln begraben“ auf dem Programm steht: Er begleitet einige Arbeitsstunden von Huillet und ihrem Mitarbeiter und Ehemann Jean-Marie Straub am Schneidetisch – und zeigt mitreißend, wie ihre Beharrlichkeit im Detail die Grundlage für die Wahrhaftigkeit ihrer Filme gelegt hat.

„In was für einer Gesellschaft wollen wir leben?“ Um diese Frage kreist das sogenannte Gesellschafterprojekt der Aktion Mensch, das mit einer Filmreihe auf Reisen geht. Elf Dokumentarfilme zu Themen der Arbeit, Wirtschaft und Globalisierung touren ab heute unter dem Titel ueber arbeiten durch die Republik – Filme, die offenkundiger politisch sind als die der Straubs und ästhetisch konventioneller, wenn auch keineswegs unambitioniert (http://diegesellschafter.de/filmfestival). So inszeniert der Eröffnungsfilm „John & Jane“ von Ashim Ahluwalia (heute im Sony-Center) den Dienstleistungsgürtel um Bombay als neonglitzernde Sci-Fi-Welt und die dort in einem Call-Center Arbeitenden als eine Art Mutanten zwischen der indischen und der fremden westlichen Welt. Und die Filmemacherin Claudia Indenhock wagt in „Wir leben im 21. Jahrhundert“ (Dienstag am gleichen Ort) den Blick auf die Welt vor unserer Tür. Ihr präzises Porträt dreier Kölner Sonderschüler erzählt viel über die Aussonderungsmechanismen unserer Gesellschaft – ein erhellenderer Kommentar zur aktuellen Unterschichtendebatte als manches Statement aus scheinbar berufenem Mund.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false