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Patrick Modiano, eine Buchmessen-Szene: Hanser-Verleger Jo Lendle: Sieg für die Schönheit der Literatur

Bereits 15 Literaturnobelpreisträger kann der Hanser Verlag für sich verbuchen. Am Verlagsstand auf der Frankfurter Buchmesse war die Freude über Patrick Modiano groß

Als „Sieg für die Schönheit der Literatur“ wertet Hanser-Verleger Jo Lendle den Literaturnobelpreis für Patrick Modiano. An dem Franzosen schätzt Lendle besonders „die Kompromisslosigkeit und die Schönheit seiner Sprache“. Dass Modiano kein politischer Autor ist, will Lendle ihm nicht vorwerfen: „Man kann nicht mit dem Literaturnobelpreis immer nur aktuell auf Krisensituationen reagieren. Es ist auch wichtig, dass Literatur von Autoren, die nicht aus einem Krisengebiet kommen, gewürdigt wird.“

Nach Mo Yan 2012, Herta Müller 2009 und Orhan Pamuk 2006 ist mit Modiano erneut ein Nobelpreisträger Hanser-Autor – der 15. in der Verlagsgeschichte. Am Frankfurter Buchmessen-Stand scheint allerdings der Schock die Euphorie zu überlagern: Sekt ist vorrätig, aber keine Bücher des Geehrten, auch nicht sein zuletzt auf Deutsch erschienenes „Der Horizont“. Anders als Modianos in Paris spielende Geschichten endet der Roman in einer Berliner Buchhandlung.

Seit 1998, mit dem Erscheinen von „Dora Bruder“, betreut Hanser-Lektorin Tatjana Michaelis das Werk des Autors, der zuvor bei Suhrkamp war. Mehr als 20 Titel wurden ins Deutsche übersetzt. Michaelis’ Lektorenkollege Wolfgang Matz bewundert an Modiano, dass er sich dem Mainstream widersetze: „Scheinbar schreibt er immer das Gleiche, es wächst aber wie bei vielen großen Autoren zu einem einzigen Werk zusammen.“

Im Verlag hat man es übrigens längst aufgegeben, bei der Wahl der Romantitel auf Monsieur Modiano einwirken zu wollen. Er sitze gerade an den Korrekturen für die deutsche Ausgabe von „L’herbe des nuits“, der Titel ist ein Mandelstam-Zitat. Das Erscheinen von Elisabeth Edls Übersetzung mit dem Titel „Gräser der Nacht“ wird nun von Februar auf Oktober vorgezogen.

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