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PAUKEN & Trompeten: Darm oder Stahl

Jörg Königsdorf unterbreitet eine Friedensangebot

Carl Philipp Emanuel Bach, einer der experimentierfreudigsten Komponisten, hatte vor gut 220 Jahren einen genialen Einfall: In einem Doppelkonzert ließ er das aus der Mode kommende Cembalo und den im Aufstieg begriffenen Hammerflügel gegeneinander antreten. Statt aber einseitig Partei für das Hammerklavier zu ergreifen, das er favorisierte, legte er das Konzert so an, dass sich beide Instrumente im besten Licht zeigten: Das Cembalo durfte in den schnellen Sätzen virtuos prasseln, das Fortepiano im langsamen Satz seine kantablen Qualitäten ausschöpfen. Der Georgier Gija Kantscheli unternimmt ein ähnliches Experiment: In seinem neuen Werk „Ex contrario“ treten moderne und Barockgeige gegeneinander an. Wie Bachs Stück zwischen den verfeindeten Clavierfraktionen vermittelte, appelliert auch Kantschelis Konzert an die Parteien historischer Aufführungspraxis und modernen Orchesterklangs: Man kann auf Stahl- und auf Darmsaiten gute Musik machen! Am Dienstag steht das Werk auf dem Programm des italienischen Jugendorchesters, das bei Young Euro Classic im Konzerthaus gastiert.

Das Stück des 72-jährigen georgischen Altmeisters erinnert an ein Projekt, das das Freiburger Barockorchester vor zwei Jahren startete und inzwischen auch auf CD (Harmonia Mundi) zu hören ist. Fünf junge Komponisten schrieben neue Musik für alte Instrumente: Heraus kamen Anlehnungsversuche an barocke Klänge sowie Versuche, den Klang dieser Instrumente völlig von der Bedeutungsebene des Historischen zu lösen. C. P. E. Bach hätte das gewiss zu schätzen gewusst.

Jörg Königsdorf

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