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PAUKEN & Trompeten: Mozarts Vuvuzela

Es ist mal wieder an der Zeit, hier einen gewaltig unterschätzten Komponisten zu feiern. Denn die Unerschrockenheit, mit der Leopold Mozart vor einem Vierteljahrtausend die grenzen zwischen Lärm und Musik in Frage stellte, macht ihn zu einem Ur-Urahn der Avantgarde, während sein Talent zur illustrativen Tondichtung schon die Filmmusik vorwegnimmt.

Es ist mal wieder an der Zeit, hier einen gewaltig unterschätzten Komponisten zu feiern. Denn die Unerschrockenheit, mit der Leopold Mozart vor einem Vierteljahrtausend die grenzen zwischen Lärm und Musik in Frage stellte, macht ihn zu einem Ur-Urahn der Avantgarde, während sein Talent zur illustrativen Tondichtung schon die Filmmusik vorwegnimmt. Als Beispiel für ersteres sei die einstmals recht beliebte „Kinder-Sinfonie“ angeführt, in der Vater Mozart das herkömmliche Streichorchester um eine Reihe anarchischer Kinder-Lärmmacher bereichert. Ein Geniestreich, der übrigens nicht nur musikpädagogisch avanciert war, sondern auch eine Verquickung von Kultur und Wirtschaft – war das Stück doch als Leistungsschau für das im Salzburgischen starke Spielzeuggewerbe gedacht.

Für Leopolds filmmusikalische Imaginationskraft stehen dagegen Werke wie die „Musikalische Schlittenfahrt“, in der unter Einsatz von Originalgeräuschen die Details eines winterlichen Ausflugs geschildert werden. Auch die „Sinfonia pastorella“ gehört zu den Werken, mit denen Leopold den Musikbetrieb in Frage stellte: Denn der Star des Stücks ist das Alphorn, quasi die Vuvuzela des 18. Jahrhunderts. Wie viel sein Einsatz für das Alphorn zur Rehabilitierung der Riesenpolsterpfeife tatsächlich beigetragen hat, lässt sich zwar schwer abschätzen. Fest steht aber, dass es heute sowohl eine gut organisierte Gemeinde von weltweit rund 2000 Alphornbläsern gibt und dass Komponisten sich heute nicht mehr scheuen, für dieses Instrument zu schreiben.

Auch Peter Aderhold, der Leiter des Akademischen Orchesters Berlin, hat eine „Meditation für Alphorn“ geschrieben, die am heutigen Sonntag, 16 Uhr, zusammen mit der „Pastorella“ von seinem Ensemble in der Philharmonie erklingt. Dass mit diesen Werken (und dazu noch mit Beethovens Neunter) ausgerechnet der 150. Jahrestag eines preußisch-japanischen Freundschaftsvertrags gefeiert werden soll, ist zwar unkonventionell. Aber man darf vermuten, dass die Idee einem wie Leopold gut gefallen hätte.

Jörg Königsdorf

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