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PAUKEN & Trompeten: Pianos zertrümmern

Am heutigen Sonntag lässt sich sozusagen schubweise überprüfen, wie sich der pianistische Nachwuchs in Sachen Liszt- Vergegenwärtigung schlägt. Denn nach einer kleinen programmatischen Verbeugung in Liszts Richtung schon am Eröffnungsabend veranstaltet das Festival Young Euro Classic den ganzen Tag lang einen Klavier-Marathon mit „kulinarischen Pausen“.

Am heutigen Sonntag lässt sich sozusagen schubweise überprüfen, wie sich der pianistische Nachwuchs in Sachen Liszt- Vergegenwärtigung schlägt. Denn nach einer kleinen programmatischen Verbeugung in Liszts Richtung schon am Eröffnungsabend veranstaltet das Festival Young Euro Classic den ganzen Tag lang einen Klavier-Marathon mit „kulinarischen Pausen“. Bei den fünf Einzelrecitals im Stunden- bzw. Zweistundenabstand erklingen natürlich auch Werke aus Franz Liszts Hand.

Leider wird es im Publikum wohl nicht zu hysterischen Ausfällen wie damals bei Liszts Berlin-Gastspiel im Winter 1841/ 42 kommen – ist man doch inzwischen Bedeutendes an Virtuosität gewohnt, zum Beispiel Lang Lang oder auch Ingolf Wunder, der letzten Herbst beinahe den Warschauer Chopin-Wettbewerb gewonnen hat. Aber man weiß nie. Liszt zu spielen jedenfalls bleibt hart, und wer einmal gehört und gesehen hat, wie Pianisten bei seinen Opernparaphrasen immer neue bunte Tücher, also wild-virtuose, rauschende Passagen aus dem klavieristischen Zylinderhut ziehen, kann nachfühlen, weshalb die Leute so beeindruckt waren, wenn es unter Liszts Spiel zu zertrümmerten Flügeln und gerissenen Saiten kam, warum man sich um Gebrauchsgegenstände aus seinem Besitz riss.

„Ein Göttlicher, und wir lauschen auf den Knien“, notierte Robert Schumann, der Liszt 1836 seine Fantasie op. 17 gewidmet hatte und im Gegenzug Jahre später die Widmung der Sonate h-Moll bekam. Beide Stücke sind auch heute zu hören. Andere Kollegen von Liszt setzten schon nach wenigen Konzertbesuchen in Gedanken kleine Häkchen, ach ja, mein Gott, wieder ein Instrument kaputt, das Übliche halt. Und konnten ihre Bewunderung für ihn dennoch nicht verhehlen. Man darf deswegen vielleicht besonders gespannt sein, wie es Kai Schumacher um 16 Uhr mit dem Lautwerden halten wird. Denn Schumacher spielt nicht nur zwei der populärsten Liszt-Arrangements überhaupt, Schuberts „Lindenbaum“ und Schumanns „Widmung“, sondern auch neue Bearbeitungen – nicht von Opern oder Kunstliedern der Jetztzeit freilich, sondern von Songs der Heavy-Metal-Band Slayer, von Radiohead, Nirvana oder Rage Against The Machine.

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