zum Hauptinhalt

PAUKEN & Trompeten: Stiefkind des Betriebs

Ob in dieser Kolumne schon jemals von Klavierquartetten die Rede war? Wohl nicht, und zwar aus dem simplen Grund, dass es dazu keinen Anlass gab.

Ob in dieser Kolumne schon jemals von Klavierquartetten die Rede war? Wohl nicht, und zwar aus dem simplen Grund, dass es dazu keinen Anlass gab. Denn im Gegensatz zum Streichquartett führt der gemischte Vierer aus Klavier, Violine, Viola und Cello ein Schattendasein im Repertoire und ist sozusagen das Stiefkind des Klassikbetriebs. Das ist umso bedauerlicher, als schließlich eine ganze Reihe von Komponisten sich von dieser Kombination zu wunderbaren Werken animieren ließen. Da sind Mozart, Brahms und Fauré, Schumann und Dvorak – irgendetwas, ließe sich folgern, muss also dran sein am Klavierquartett. Immerhin gibt es ja auch eine kleine Anzahl von Ensembles, die hartnäckig die Klassikwelt von den Vorzügen dieser Besetzung zu überzeugen versuchen.

In der kommenden Woche sind gleich zwei der führenden Klavierquartette in Berlin zu hören: das seit 1989 bestehende Menuhin Festival Quartett und das Fauré Quartett, das sich in den letzten Jahren als Marktführer etabliert hat und sogar einen prestigeträchtigen Vertrag mit dem Gelblabel besitzt. Untereinander abgesprochen haben sich die beiden Ensembles offenbar nicht, denn mit dem Klavierquartett Opus zwei von Mendelssohn ist eine Doublette dabei, die sich leicht hätte vermeiden lassen. Zum Beispiel, indem das Fauré Quartett, das am Mittwoch im Konzerthaus auftritt, statt des Opus zwei einfach auf Opus drei ausgewichen wäre – schließlich haben die Musiker beide Werke auf ihrer letzten CD eingespielt.

Doch man will nicht meckern, zumal beide Formationen nicht nur die Highlights aus ihrem Repertoire spielen, sondern sich auch um unbekanntere Stücke kümmern. Die Faurés machen sich für ein Werk Max Regers stark und die Menuhins, die am Montag im Rahmen der Crescendo-Festwochen der UdK im Konzertsaal Bundesallee auftreten, haben neben Mendelssohn und Brahms sogar eine absolute Rarität vorbereitet: Ein Stück des 1865 geborenen Romantikers Robert Kahn, der als Dozent an der Königlichen Musikhochschule Berlin unter anderem der Lehrer von Wilhelm Kempff war, als Jude von den Nazis vertrieben wurde und 1951 in England starb. Und weil das heute keiner mehr weiß, wird die Musikwissenschaftlerin Dörte Schmidt die Moderation des Abends übernehmen.

Jörg Königsdorf

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false