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PAUKEN & Trompeten: Wir sind Helden

Belauscht man die Pausengespräche echter Wagnerianer, bekommt man nicht eben den Eindruck, dass das Hören dieser Musik besonders glücklich macht. Jörg Königsdorf über Richard Wagners traurige Jünger.

Denn während sich das Mozart- und Puccini-Publikum selbst über mittelmäßige Gesangsleistungen noch freut wie Bolle, kippt fast jede Unterhaltung zwischen Jüngern des Bayreuther Meisters irgendwann ins Resignative. Sobald sich nämlich ein (meist jüngeres) Mitglied der Gemeinde erdreistet, seiner Begeisterung über die soeben gehörte Aufführung allzu schwärmerisch Ausdruck zu geben, wird er von älteren Wagnerianern unweigerlich belehrt, dass dieser Abend so gar nichts sei, wenn man noch des Glückes teilhaftig geworden sei, die Heroen und Heroinen früherer Tage zu hören. Die Nilsson! Die Mödl! Hans Hotter und James King! Jeder dieser Namen wird in der Regel von einem kollektiven Stoßseufzer begleitet, hält aber seltsamerweise niemanden davon ab, weiterhin Wagner-Aufführungen zu besuchen, wo immer sich die Gelegenheit bietet.

Aber sieht es denn wirklich so schlimm aus mit dem Wagner-Gesang? Gibt es keine Sänger, die heute das Charisma und die Stimme für Tristan, Lohengrin und Tannhäuser besitzen? Oder hat das Regietheater vielleicht einfach dazu geführt, dass an die Stelle strahlender Helden ein komplexeres, psychologisch vielschichtigeres Bild der Wagner-Figuren getreten ist? Um auf diese Fragen eine Antwort zu finden, gibt es derzeit weltweit vermutlich keine bessere Gelegenheit als die Wagner-Wochen der Deutschen Oper. Denn das Haus hat zwischen heute und dem 22. Februar nicht nur fünf Wagner-Opern im Programm, sondern auch die prominentesten Besetzungen verpflichten können, die auf dem internationalen Sängermarkt zu finden sind.

Der Amerikaner Stephen Gould als Tannhäuser beispielsweise (31.1. und 12.2.) oder Klaus Florian Vogt, der an der Bismarckstraße zwar nicht seine Paraderolle, den Lohengrin, aber dafür den Stolzing in den „Meistersingern“ singen wird (5., 14. und 21.2.). Und für den „Lohengrin“ (29.1., 6., 9. und 13.2.) hat die deutsche Oper der Konkurrenz Unter den Linden sogar Deutschlands berühmteste Wagner-Diva, Waltraut Meier, abwerben können. Und vielleicht klingen ja diesmal sogar die Pausengespräche anders als sonst.

Jörg Königsdorf

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