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Paul Goodwin dirigiert Konzerthausorchester: Schluss mit Wumms

Klare Akzente: Der britische Dirigent Paul Goodwin führt das Konzerthausorchester ohne Pathos durch den Abend. Dafür auch etwas unsauber.

Gebannte Stille im Konzerthaus. Es ist so ruhig im Saal, dass man das Atmen der Flötistin Daniela Koch noch auf dem Rang hören kann. Einzelne Passagen in Mozarts Konzert für Flöte und Orchester G-Dur gehören nur ihr. Unglaublich leichtfüßig hangelt sie sich durch die Melodien, lässt die Töne schweben, bleibt dabei hochkonzentriert. Und das Konzerthausorchester unter Paul Goodwin bereitet das Klangbett für ihre virtuosen Höhenflüge.

Dabei kommt Daniela Koch, Jahrgang 1989 zugute, dass Goodwin dem Orchester einen eher trockenen Klang abverlangt und die Musiker fest am Zügel hält, schon zu Beginn bei Glucks „Semiramis“-Suite. Der Brite vermeidet allzu große Emotionalität, setzt klare Akzente. So werden die majestätisch daherkommenden Passagen in Sachen Pathos deutlich entschärft – woran allerdings auch die teils etwas unsaubere Intonation der Blechbläser ihren Anteil haben mag.

Goodwin wiegt sein Publikum in Sicherheit

Bei Carl Philipp Emanuel Bachs Sinfonie in D-Dur scheint sich Goodwins Herangehensweise zunächst zu rächen. Die Streicher klingen matt in den ersten beiden Sätzen, die Bläser wiederum agieren etwas forsch. Die Klangwand, die die Musiker im Presto aufbauen, nimmt sich umso reiner und geschlossener aus – ein kristallklarer Abschluss.

Auch in Mozarts g-Moll-Sinfonie KV 183 wiegen Dirigent und Musiker das Publikum zunächst in Sicherheit, mit einem erneut sehr beherrschten, ernsthaften Klang – um dann im Allegro ein berauschtes Finale zu liefern. Der künstlerische Direktor des Carmel Bach Festivals macht es seinen Zuhörern mit der wiederholt zurückgenommenen Interpretationsweise nicht leicht. Erst in den Schlusssätzen zahlt Goodwins Haushalten mit den Kräften sich aus: Sie werden zu Ereignissen.

Moritz Eckert

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