zum Hauptinhalt

Kultur: Penderecki das dirigiert das "Polnisches Requiem"in der Philharmonie

Wer wollte Krzysztof Penderecki das lautere Anliegen seines "Polnischen Requiems" bestreiten! In den Jahren 1980 bis 1993 entstanden, dokumentiert es Nervenpunkte der polnischen Geschichte, die mit der deutschen so unheilvoll verwoben ist.

Wer wollte Krzysztof Penderecki das lautere Anliegen seines "Polnischen Requiems" bestreiten! In den Jahren 1980 bis 1993 entstanden, dokumentiert es Nervenpunkte der polnischen Geschichte, die mit der deutschen so unheilvoll verwoben ist. Das "Lacrimosa" erklang zum ersten Mal in einer Gedenkfeier für die während der Demonstrationen 1970 getöteten Werftarbeiter, welche die noch ganz junge "Solidarnosc" durchgesetzt hatte; den Aufständischen des Warschauer Ghettos ist das "Dies irae" gewidmet; das "Libera me" ehrt 15 000 zu Katyn vom sowjetischen Geheimdienst ermordete polnische Offiziere. So scheint denn kaum ein Werk besser geeignet für das Gedenkkonzert zum 60. Jahrestag des Überfalls Nazideutschlands auf die Republik Polen 1939, in dem die Dresdner Philharmonie und der Chor der Philharmonie Krakau gemeinsam mit in Berlin und Warschau lebenden Solisten die deutsch-polnischen Fäden neu knüpfen, im Beisein der Honoratioren von Bundestag und Sejm. Als polnisch-deutsches Gemeinschaftswerk, in Eröffnung der letzten Festwochen des Jahrhunderts bezeugt es noch einmal lebhaft deren dem Dialog verpflichteten Geist.

Doch wie steht es mit dem Kunstwerk selbst? Dass der in der vollbesetzten Philharmonie selbst dirigierende Komponist ein sensibel hörender und phantasiereich gestaltender Musiker ist, spricht aus jedem Takt. Chor und Orchester treibt er zu überwältigender Klangmonumentalität an. Im "Dies irae" sind mit aggressiv gezackten Streicherfiguren, fahlen Bläsern und harten Trommelschlägen die Klänge des Krieges geradezu einkomponiert: Marschtritte und Maschinengewehrsalven. Beckengerassel, Tamtam und Glocken erzeugen ein riesenhaftes Pathos. Izabella Klosinska, Bogna Bartosz, Adam Zdunikowski und Romuald Tesarowicz schonen ihre Stimmen nicht. Anrührender als diese gewaltsamen Klangattacken sind die zurückhaltenderen Passagen: mit tastenden Glissandi im "Kyrie", im "Confutatis maledicis" chromatisch wie zu Staub zerfallend und im "Lux aeterna" in schimmernden Clustern sich erhebend.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false