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Kultur: Peng! Tot!

Christine LemkeMatwey poliert die Grabplatte für die Berliner Symphoniker Das Finale war dramatisch und schaurig. Fast so schaurig und so dramatisch wie Puccinis „Tosca“, wo die Sopranistin der Scheinhinrichtung des geliebten Tenors beiwohnt, um hinterher festzustellen, dass leider doch nicht mit Platzpatronen geschossen wurde.

Christine LemkeMatwey poliert die Grabplatte für die Berliner Symphoniker

Das Finale war dramatisch und schaurig. Fast so schaurig und so dramatisch wie Puccinis „Tosca“, wo die Sopranistin der Scheinhinrichtung des geliebten Tenors beiwohnt, um hinterher festzustellen, dass leider doch nicht mit Platzpatronen geschossen wurde. Seit Donnerstagnacht sind sie also politisch „tot“, die Berliner Symphoniker, Opfer des in Stadt und Land derzeit wütenden Sarrazynismus, ins Grab gestoßen von einem blauäugigen und/oder herzlich hilflosen Kultursenator, unwürdig verscharrt von einem Regierenden Bürgermeister, dem mit seiner Berufung ins Amt jedes Interesse für die kulturelle Basis abgehanden gekommen zu sein scheint (siehe auch Seite 7).

Natürlich schreien die Betroffenen immer am lautesten. Und natürlich will niemand arbeitslos werden. Nur: Nützen sollte es doch etwas, wenn es denn schon sein muss, sinnvoll sollte es sein, das öffentliche Geld mehren oder das Ansehen oder beides. Die Abwicklung der 55 Berliner Symphoniker aber bringt nahezu nichts. Berlin „spart“ unterm Strich ganze 250000 Euro und entsendet dafür mindestens zwei fatale Signale: Dass die musikalische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen dem Land allen Lippenbekentnnissen zum Trotz keinen Pfifferling wert ist; und dass es in der Berliner Republik durchaus wieder zum guten Ton gehört, Kulturinstitutionen zu schließen. Was die hauptstädtische Orchesterlandschaft daraus lernen kann? Dass es die Nächsten schon sehr bald treffen wird. Am besten also gleich selber ansetzen – zum Sprung von der Engelsburg.

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