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Kultur: Peter Eisenman hat seinen Entwurf für das Holocaust-Denkmal überarbeitet: weniger Stelen

Nach zwei Monaten strengster Vertraulichkeit wurde gestern der Schleier über der überarbeiteten Fassung von Peter Eisenmans Entwurf für das geplante Holocaust-Denkmal am Brandenburger Tor gelüftet.Die Zweitversion, für die sich die vom Senat eingesetzte Findungskommission vehement eingesetzt hat (vgl.

Nach zwei Monaten strengster Vertraulichkeit wurde gestern der Schleier über der überarbeiteten Fassung von Peter Eisenmans Entwurf für das geplante Holocaust-Denkmal am Brandenburger Tor gelüftet.Die Zweitversion, für die sich die vom Senat eingesetzte Findungskommission vehement eingesetzt hat (vgl.Tagesspiegel vom 22.August) und in deren Kenntnis sich am Montag der Bundeskanzler und Berlins Regierender Bürgermeister für eine Vertagung der endgültigen Entscheidung ausgesprochen haben, bildet für sich genommen keine Überraschung mehr.Eisenman, der New Yorker Architekt, hat die bereits seit der Vorstellung seines ursprünglichen - und seinerzeit noch gemeinsam mit dem Bildhauer Richard Serra eingereichten - Entwurfs im November vergangenen Jahres geäußerten Einwände berücksichtigt.Dementsprechend sind die Grundzüge des Entwurfes beibehalten worden: die Aufreihung von Stelen in Reihen, die einem rechtwinkligen Raster folgen, die unterschiedliche Höhenentwicklung sowohl der Stelen selbst als auch des Geländes sowie allgemein die Richtungslosigkeit der Gesamtanlage.Verändert wurden jedoch zahlreiche Einzelvorgaben.Am auffälligsten ist die Reduzierung der Zahl der Betonstelen von 4100 auf nur noch 2700 sowie die Verminderung ihrer maximalen Höhe von rund sieben auf maximal vier Meter.Dadurch fällt das von Stelen bedeckte Areal deutlich kleiner aus und ist nunmehr von den umgebenden Straßen zurückgezogen, so daß jetzt die optische Abgrenzung des Mahnmalbereiches vom Straßenraum durch Baumpflanzungen möglich wurde.Die beiden Haupteinwände der überstarken Monumentalität und der mangelnden Einbindung in den Stadtraum hat Eisenman damit berücksichtigt.

Gegenüber dem Ursprungsentwurf erscheint das Stelenfeld nunmehr deutlich moduliert.Es ähnelt, Eisenman zufolge, einem "wogenden Getreidefeld".Da die Einsenkung der Fläche zur Mitte hin bestehen bleibt - wenn auch statt ursprünglich bis auf maximal fünf Meter unter Geländeniveau nunmehr höchstens zweieinhalb Meter tief -, ergibt sich für den Passanten und Besucher der Eindruck einer leicht gewellten Fläche, die nicht allzu stark über das Geländeniveau hin ansteigt.In der Tat sollen etwa zwei Drittel der Stelen bis maximal zwei Meter hoch werden und nur ein Drittel darüber hinaus bis zur maximalen Höhe von vier Metern anwachsen.Die Stelen sollen so verteilt werden, daß sie höchstens 1,40 Meter über Straßenniveau hinausragen.Nicht das Denkmal steigt also - vom Rand aus betrachtet - optisch an, sondern der Besucher "sinkt" beim Betreten ein.

Als Material sieht Eisenman weiterhin Beton vor, jedoch in der Färbung von Sandstein.Die Stelen sollen - um auch diesen Bedenken Rechnung zu tragen - gegen Graffiti mit einer entsprechenden Beschichtung geschützt werden.Der begehbare Grund zwischen den Stelen - der weiterhin in alle Richtungen exakt 92 Zentimeter Durchlaß gewähren wird - soll mit Schotter belegt werden, um beim Betreten sowohl einen leichten Abdruck aufzunehmen als auch ein Geräusch hervorzurufen.

Offiziell stehen neben Eisenman auch die ursprünglichen Entwürfe von Gesine Weinmiller sowie Daniel Libeskind zur Diskussion, während Jochen Gerz - der vierte in der Endauswahl - seinen Beitrag mittlerweile zurückgezogen hat.

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