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Picasso-Schau: "Sie macht mit mir, was sie will"

Die feurige Flamencotänzerin Carmen hat nicht nur Georges Bizet zu seiner weltberühmten Oper inspiriert, sondern auch Pablo Picasso zu einem fesselnden Bilderzyklus.

Paris - Unter dem Titel "Picasso-Carmen" zeigt das Pariser Picasso-Museum, wie sich diese Faszination in den Arbeiten des spanischen Malers (1881-1973) niederschlägt. Die mehr als 220 Gemälde, Zeichnungen und Druckarbeiten sind bis zum 24. Juni zu sehen. "Die Ausstellung führt den Besucher so durch fünfzig Jahre künstlerischen Schaffens", sagte die Direktorin des Picasso-Museums Anne Baldassari zur Eröffnung der Schau am Mittwoch in Paris.

Die Ausstrahlung der verachtungsstolzen und starken Frau, deren Schicksal der französische Schriftsteller Prosper Mérimée 1845 in einer Novelle verarbeitet hatte, hat Picasso schon sehr früh gefesselt. So zeichnet er sein erstes Carmen-Porträt 1898 und 1937 lässt sich Picasso von Man Ray sogar als Carmen verkleidet filmen. Der Höhepunkt der Carmen-Faszination kommt jedoch Mitte der 50er Jahre zum Ausdruck, als der Meister des Kubismus die Mérimée-Novelle "Carmen" illustriert - mit Kupferstichen, die in der Ausstellung zu bewundern sind.

Die Geschichte der Carmen

Die tragische Heldin der Novelle, die Bizet 1875 in Paris als Oper uraufführte, verkörperte für Picasso Tod und Lebenslust. Carmen wird von ihrem ehemaligen Geliebten während eines Stierkampfs erstochen. Für Picasso, der ein "aficionado", ein Liebhaber des Stierkampfs war, ist die Welt Carmens ein Universum, das sich mit seinem deckt. So finden sich in der Ausstellung zahlreiche Grafiken von Stierkampfszenen und sein beliebtes Motiv des Minotaurus. Für den Maler war der Stier Fixpunkt der Mythen und der Minotaurus Symbol aller Männlichkeitssagen.

"In der feurigen Heldin kann man aber auch die Frau sehen, die dem Mann entkommt, ein Rätsel der Existenz, aber auch ein Symbol der Malerei. Picasso sagte selber: Die Malerei macht mit mir, was sie will", erklärte Baldassari. Die Leihgaben stammen aus großen internationalen Museen wie dem Picasso-Museum in Barcelona, dem Guggenheim-Museum in New York und dem Puschkin-Museum in Moskau. Das berühmte Ölgemälde "Frau mit Fächer" aus Moskau entstand 1909 und stellt in dunklen Farbtönen ein hinter einem Fächer verstecktes Frauengesicht dar. Eine Anspielung auf die schöne spanische Flamencotänzerin findet sich auch in der vom Picasso-Museum in Barcelona stammenden "Blanquita Suarez" aus dem Jahr 1917 oder in den Porträts der Benedetta Canals (1905) und Fernande Olivier.

Die feurige Flamencotänzerin

Neben den zahlreichen Postkarten, darunter ein besticktes Carmen- Porträt, ist auch eine große Anzahl von Fotografien zu sehen, die Picasso beim Stierkampf zeigen. Der von Man Ray gedrehte Film, der Picasso mit einer Mantille zeigt, beendet die Ausstellung, die musikalisch vom temperamentvollen Rhythmus der knallenden Absätze der feurigen Flamencotänzerin begleitet wird. (Von Sabine Glaubitz, dpa)

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