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Kultur: Picassos Muse: Die fliegende Frau

"Sie war eine schwierige Frau". Heinz Berggruen wird nicht müde, sein Statement über Theodora Markovitch zu wiederholen.

"Sie war eine schwierige Frau". Heinz Berggruen wird nicht müde, sein Statement über Theodora Markovitch zu wiederholen. In die Geschichte ist die 1907 geborene Französin als Dora Maar eingegangen - Geliebte, Muse und Modell Pablo Picassos. Auf dem Rummelplatzfoto erhob sich Dora Maar (3. von rechts) Anfang der Dreißiger mit ihren Freunden lässig in die Höhe, bevor sie dem Maler begegnete. Die Aufnahme entstammt dem Bildband "Dora Maar. Die Künstlerin an Picassos Seite", das die hochbegabte Frau, Intellektuelle und Antifaschistin porträtiert, die sich im Kreise der Surrealisten einen Namen als Vertreterin der Nouvelle Photographie machte. 1936 war sie, "Die Weinende Frau", dem Spanier im Pariser Café Deux Magots über den Weg gelaufen. Auf die Pastellzeichnung "Frau mit Hut" verweisend, erzählt Berggruen von der ersten Begegnung des künftigen Liebespaares: Mit einem Messer, das sie in schnellem Tempo zwischen ihren Fingern hin- und herstießen, steckten Künstler und Muse ihre Beziehung ab. Auf Picassos Porträt von 1938 überziehen Lineaturen wie Wunden des Spiels und des Lebens ihr Gesicht. Heinz Berggruen, der bis kurz vor ihrem Tod Kontakt zu Dora Maar pflegte, besitzt nicht nur zahlreiche Porträts von Dora Maar. Sondern, wie Peter Klaus Schuster anlässlich der Buchpräsentation lobte, ergänzt die Sammlung Berggruen vertiefend die Ausstellung "Die Umarmung" in der Neuen Nationalgalerie und weitere Porträts der Frauen, die Picasso umarmte, beherbergt der Stüler-Bau.

Für Dora Maar war seine Umarmung ebenso beflügelnd wie vernichtend. Sie begann selbst zu malen und verfolgte mit ihrer Kamera exklusiv die Entstehung von "Guernica". Nach der Trennung im Jahre 1943 entzog sie sich dem gesellschaftlichen wie künstlerischen Leben völlig. 1957 gelang es Berggruen ein einziges Mal ihre Landschaftsbilder in seiner Pariser Galerie auszustellen. Die Freunde, die auf ein Wiedersehen mit der Einsiedlerin gehofft hatten, wurden jedoch enttäuscht. Zurückgezogen frönte Dora Maar ihrer mystischen Kontemplation, und erst nach ihrem Tod trat 1997 ihr Werk als beeindruckendes Zeugnis der Fotografie des frühen zwanzigsten Jahrhunderts zum Vorschein.

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