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Kultur: Piepenbrock-Preis: Durchwachsener Raum

Auf Grund einer schweren Erkankung konnte Eduardo Chillida den Piepenbrock-Preis für Skulptur nicht selbst in Empfang nehmen. Seine Gattin Pilar Belunze nahm den mit einem Preisgeld von 100 000 Mark höchst dotierten europäischen Preis für Bildhauerei stellvertretend an und rühmte, dass die Kunst Chillidas in Deutschland immer am besten verstanden worden sei.

Auf Grund einer schweren Erkankung konnte Eduardo Chillida den Piepenbrock-Preis für Skulptur nicht selbst in Empfang nehmen. Seine Gattin Pilar Belunze nahm den mit einem Preisgeld von 100 000 Mark höchst dotierten europäischen Preis für Bildhauerei stellvertretend an und rühmte, dass die Kunst Chillidas in Deutschland immer am besten verstanden worden sei. Tatsächlich fand ein Drittel der 150 Ausstellungen des 1924 im baskischen San Sebastian geborenen Bildhauers in Deutschland statt, in Berlin zuletzt 1990 im Gropius-Bau. Die Liebe ist wechselseitig: Chillida fühlt sich den deutschen Kulturgrößen im Geiste verwandt und widmete einige seiner Arbeiten Bach, Novalis oder Martin Heidegger.

Der zum siebten Mal vergebene Piepenbrock-Preis wird in diesem Jahr erstmalig an einen außerhalb Deutschlands tätigen Künstler vergeben. Mit diesem Schritt will die Kulturstiftung des Unternehmers in Sachen Gebäudeservice für das neue Jahrtausend ein Zeichen der Öffnung im europäischen Verbund setzen. Sie würdigt in Eduardo Chillida einen Künstler, dessen Werke seit den fünfziger Jahren zu den bedeutendsten Skulpturen im Außenraum zählen. Vor der Berliner Neuen Nationalgalerie wacht sein "Gudari", der Krieger. In vielen deutschen Städten greifen seine Stahlskulpturen vielgliedrig in die Luft und machen damit den Raum selbst zur Skulptur.

Chillida studierte Architektur und befasst sich in seinen Arbeiten mit der Konstruktion von Raum und der darin eingeschlossenen Leere. Die dynamisch in alle Richtungen strebenden Glieder gleichen einer im Fluss erstarrten Bewegung. In der Tradition der baskischen Schmiedekunst lässt Chillida die spröde Materialität des Eisens sichtbar.

Der diesmalige Träger des Nachwuchspreises für Bildhauerei, der 1963 geborene Manfred Pernice, hat das Feld der Feuerkunst verlassen. Seine Skulpturen bestehen zum größten Teil aus Spanplatten, die er mit Fundstücken zu verschachtelten Architekturen verbaut. Die Laudatio rühmt, dass Pernice die "Grundbegriffe bildhauerischer Gestaltung neu interpretiert". Seine Zwitter aus Möbel und Gebäude lassen die Konstruktionsgerüste sichtbar und das Volumen erkennbar. Erstmalig schließt der mit 25 000 Mark dotierte Preis nicht nur eine Ausstellung im Hamburger Bahnhof ein - die heute zu Ende geht -, sondern auch eine einsemestrige Gastprofessur an der Berliner Hochschule der Künste, an der Pernice 1994 seine Abschlussprüfung als Meisterschüler abgelegt hat.

Gyde Cold

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