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Die Geigerin Lisa Batiashvili.

© Sammy Hart/DG

Pierre Boulez Saal Berlin: Gemeinsam am Lagerfeuer

Ein All-Star-Abend im Pierre Boulez Saal, mit Lisa Batiashvili, Gautier Capuçon und Jean-Yves Thibaudet.

Was für ein Luxus es ist, Lisa Batiashvili, Gautier Capuçon und Jean-Yves Thibaudet im intimen Rahmen des Pierre Boulez Saals erleben zu können, lässt sich ermessen, wenn man beispielsweise nach München schaut: Dort sind die Geigerin, der Cellist und der Pianist nämlich bei ihrer aktuellen Tournee im Herkulessaal der Residenz aufgetreten, in einer Halle für 1300 Personen also, die außerdem ungünstig schmal und lang gestreckt ist. Weshalb 70 Prozent der Zuhörer eigentlich zu weit von der Bühne entfernt sitzen, um einen Kammermusikabend wirklich genießen zu können.

Der Berliner Pierre Boulez Saal fasst lediglich halb so viele Menschen, und sie sitzen zudem in einem engen Kreis rund um die Künstler. Wenn die Lichter gedimmt werden, entsteht hier eine echte Lagerfeuer- Atmosphäre, vor allem, wenn die Interpreten zustimmen, dass wegen des großen Andrangs auf der Spielfläche noch zusätzliche Stühle aufgestellt werden dürfen, wie am Freitag.

Am Beginn von Schostakowitschs 1. Klaviertrio scheint es einen Moment lang, als seien die drei Starsolisten dann doch ein wenig eingeschüchtert davon, wie dicht ihnen das Publikum hier auf die Pelle rückt. Bald aber besinnen sie sich auf die Vorteile dieser Konstellation: dass sie nämlich als Interpreten ganz bei sich sein können, ohne dadurch den Kontakt zum Saal zu verlieren.

Ein warm tönendes Klangbild ist ihr Ideal – und das entfaltet sich hier ideal. Thibaudets geschmeidiges, ja geradezu schwereloses Klavierspiel passt perfekt zu den beiden Streichern, die ihre melodischen Linien mit berührender Innigkeit aussingen.

Die drei werfen sich bei Mendelssohn nonchalant die Motive zu

So feurig, wie der Komponist es sich gewünscht hat, gehen die drei Mendelssohns Opus 66 an, entführen im prestissimo vorbeihuschenden Scherzo in eine Feenwelt, werfen sich im ebenfalls draufgängerisch schnell genommenen Finale nonchalant die Motive zu.

Eine ganze Fülle von Naturassoziationen erweckt Ravels Klaviertrio: Da zittert die Luft gewittrig, verströmen Wiesen ihren Duft, tirilieren exotische Vögel. Schostakowitschs Frühwerk, mit 17 Jahren komponiert, inszenieren sie dagegen filmreif, setzen romantische und expressionistische Passagen so gegeneinander, als wären eine Liebesschnulze und ein Avantgarde-Film hier zu einem Kinozwitter montiert worden.

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