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Kultur: Ping & Pong

Ludovic Morlot dirigiert das RSB in der Philharmonie.

Kann es von Beethovens Violinkonzert noch eine neue, überraschende Lesart geben? Ungezählte Aufführungen und Aufnahmen haben das Werk in die Ohren geradezu eingebrannt. Das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin nahm es seit 1945 immerhin 14 Mal ins Programm; Frank Peter Zimmermann spielt jetzt in der Philharmonie die 15. Aufführung, seine dritte mit dem RSB. Doch mit Ludovic Morlot am Dirigentenpult ereignet sich ein kleines Wunder. Der 37-jährige Franzose prägt den ganzen Abend durch Finesse und Eleganz, was Wärme und Tiefe des Klangs nicht ausschließt. Schön, dass sich so im fließenden Tempo niemals Pathos und Gefühligkeit festsetzen kann – Beethoven leicht und sehr modern. Zielstrebige Spannung treibt über Lyrisches hinweg, auch wenn der Solist im Larghetto zu schwebender Innigkeit findet. Das Finale blitzt vor Humor im musikalischen Ping-Pong- Spiel. Großer, mit einer Bach-Zugabe belohnter Jubel.

Morlot kann auch den etwas fade mäandernden Sinfonischen Fragmenten „Psyché“ von César Franck mit balancierter Klangsinnlichkeit auf die Sprünge helfen. Wirklich lohnend dagegen die Begegnung mit „Bacchus et Ariane“ von Albert Roussel, eine stringent strukturierte Ballettmusik, die 1930 die Errungenschaften von „Sacre“ und „Daphnis“ wohltuend verknappt Revue passieren lässt und sich Ausflüge aus der Tonalität gestattet. Die hochvirtuose Darbietung versöhnt mit der fremdelnden deutsch-französischen Stückekombination. Isabel Herzfeld

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