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Kein Doktor mehr: Frank Steffel.

© Soeren Stache / dpa

Update

Plagiatsvorwürfe gegen CDU-Politiker: FU-Prüfer wollen Frank Steffel den Doktortitel aberkennen

Das Rechtsamt der Freien Universität will dem Berliner CDU-Politiker Frank Steffel die Doktorwürde entziehen - wegen „Fehlern in der Zitiertechnik". Steffel will dagegen klagen.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Die Freie Universität (FU) Berlin wird dem Berliner CDU-Bundestagsabgeordneten Frank Steffel voraussichtlich die Doktorwürde aberkennen. Ein vierköpfiges Gremium zur Überprüfung der Dissertation habe mehrheitlich entschieden, den Doktortitel „aufgrund von Fehlern in der Zitiertechnik" zu entziehen, teilte das Rechtsamt der Universität dem CDU-Politiker mit.

Endgültig ist dieser Beschluss noch nicht. Über die Entziehung des Doktorgrades entscheide die Hochschulleitung auf Vorschlag des Prüfgremiums, teilte ein FU-Sprecher mit. „Wir rechnen mit einem Verfahrensabschluss vor Beginn des Wintersemesters.“

Steffel war über diese Entscheidung überrascht. Noch am 27. April dieses Jahres habe ihm das Rechtsamt der FU schriftlich bestätigt, „dass ich in meiner Dissertation alle Übernahmen (von Zitaten) mit Referenzen belegt habe“.

Der Christdemokrat, der auch Kreisvorsitzender der CDU Reinickendorf ist, will bei einem Entzug des Doktortitel gegen den Beschluss der Universität klagen. „Ich rechne mit einer langjährigen juristischen Auseinandersetzung“, sagte er am Montag. Den Doktortitel will er aber erst nach erfolgreichem Abschluss der rechtlichen Auseinandersetzung mit der FU wieder „aktiv führen“.

Den Vorwurf, mehrere Passagen der Dissertation, mit der Steffel 1999 bei den Wirtschaftswissenschaftlern der FU promovierte, abgeschrieben zu haben, hatte der „Plagiatsjäger“ Martin Heidingsfelder Ende Mai erhoben. Steffel habe seine Quellen zwar meistens angegeben, aber verschleiert, wie umfangreich die Textübernahme war, so Heidingsfelder. Manchmal habe ein Quellenhinweis auch ganz gefehlt.

Sein Doktorvater stellt sich hinter Steffel

Der CDU-Politiker hält dieser Kritik eine gutachterliche Stellungnahme des renommierten Berliner Rechtsanwalts Peter Raue entgegen. Dieser sehe den Täuschungsvorwurf als eindeutig widerlegt an, deshalb habe Raue auch die Einstellung des Verfahrens empfohlen. Und Raue empfahl Steffel, die Sache vor einem ordentlichen Gericht klären zu lassen.

Der vierköpfigen Kommission, die die Doktorarbeit jetzt überprüft hat, warf Steffel vor, die wiederholte Bitte um ein persönliches Gespräch nicht einmal beantwortet zu haben.

Er habe die Arbeit in den neunziger Jahren „nach bestem Wissen und Gewissen und unter Anleitung meiner Gutachter geschrieben“, sagte Steffel. Auch sein Doktorvater Dietrich Winterhager habe unmissverständlich erklärt, dass weder er noch der Zweitgutachter getäuscht worden seien.

Als der CDU-Bundestagsabgeordnete seine Doktorarbeit abschloss, war er noch keine 40 Jahre alt und mittelständischer Unternehmer. Der Diplom-Kaufmann führte in Reinickendorf ein Raumausstattungsunternehmen, das er vom Vater übernahm und 2015 verkaufte. In der Berliner CDU galt er lange als Hoffnungsträger, seit 1991 saß er im Abgeordnetenhaus und übernahm nach dem Rücktritt Klaus Landowskys im Zuge der Berliner Bankenaffäre das Amt des CDU-Fraktionschefs. Damals galt er als Reformer.

Als CDU-Spitzenkandidat bei der Abgeordnetenhauswahl 2001 musste er allerdings eine krachende Niederlage gegen den SPD-Bewerber Klaus Wowereit hinnehmen. Seit 2009 sitzt Steffel im Bundestag und macht in der Berliner CDU immer noch seinen Einfluss geltend.

Redaktioneller Hinweis: In einer ersten Fassung dieses Artikels hieß es in der Überschrift: „FU Berlin erkennt Frank Steffel den Doktortitel ab“. Diese Formulierung wurde nach einer Presseerklärung der FU wie oben geändert, da die Hochschulleitung noch keine endgültige Entscheidung getroffen habe.

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