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Kultur: Plastiken zwischen Plattenbauten

Zwischen den schmalen Streifen lugt hellgrüner Hintergrund hervor.Hier und da quellen braune Flecken.

Zwischen den schmalen Streifen lugt hellgrüner Hintergrund hervor.Hier und da quellen braune Flecken.Das Bild des Berliner Malers Daniel Biesold hat keinen Titel.Es hängt im Raum wie ein guter Vorsatz.Draußen eilen die Menschen in Richtung Kaufhaus.Ordentliche Blumenrabatten stehen in der Fußgängerzone.Die Galerie M ist nicht die einzige Kulturstätte in Marzahn.In der Bibliothek des Freizeitforums und an etlichen anderen Orten gibt es Möglichkeiten, Ausstellungen zu organisieren.Doch das große M im Namen der Galerie steht für den Bezirk, der in den Medien immer wieder zur Illustration von Trostlosigkeit herhalten muß.Marzahn - die Wüste, der Galerist - ein Rufer in der Wüste?

Die Leute leben gern in ihren Hochhäusern, das belegen Umfragen.In die Galerie, ein einstöckiges Gebäude in der Marzahner Promenade, kommen rund tausend Besucher pro Ausstellung.Mit dem sonntäglichen "tea for art", einer Teestunde bei Livemusik und Kunstgenuß, will Galerieleiter Gunter Nimmich noch mehr Anwohner in die hellen Räume locken.Als der Kulturwissenschaftler 1987 in Marzahn seinen Job antrat, fragten ihn seine Ost-Berliner Bekannten: "Was willst du denn dort?" Doch gerade das war ihm eine Herausforderung.

Das Konzept der Galerie, die aus dem Etat des Bezirksamts finanziert wird, entspricht den Bedürfnissen der Stadtrandsiedlung.Hier gibt es kaum Klientel, das sich ein Gemälde für 5000 Mark kauft.Statt auf Kommerz setzt Gunter Nimmich auf Dialog.Doch im Mai zerstörten unbekannte Täter eine 2,30 Meter hohe Sandsteinstele des Bildhauers Karl-Günter Möpert, die vor der Galerie aufgestellt war.Eine zerbrochene Betonplatte erinnert daran.Drinnen setzt das Galerie-Team seine Arbeit fort.Auf die farbenfrohen Reisebilder des Berliners Eckhard Koenig folgten in diesem Jahr die dynamischen Skulpturen Veronica von Appens und die Bilder Dieter Bock von Lenneps ausgesucht.Marzahn scheint für viele ein interessanter Ausstellungsort zu sein.Gunter Nimmich stapelt auf seinem Schreibtisch Angebote und plant schon für das Jahr 2000.

Die Ausstellung von Daniel Biesold und Johann-Christian Joost in der Marzahner Promenade 13 ist bis zum 22.November montags bis freitags 13 bis 18 Uhr und sonntags 14 bis 18 Uhr geöffnet."Tea for art" wird am 1.und 8.November, 16 bis 17 Uhr, zu Klaviermusik serviert.

JOSEFINE JANERT

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