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Kultur: Plastisches Leben zeigt dezente Gefühle

Sie hat in Dresden bei Walter Arnold und Hans Steger, in Berlin bei Heinrich Drake Bildhauerei studiert und wie ihre Lehrer am Formenkanon der Archaik und Frühklassik festgehalten. Bei Carin Kreuzberg, anlässlich deren 65.

Sie hat in Dresden bei Walter Arnold und Hans Steger, in Berlin bei Heinrich Drake Bildhauerei studiert und wie ihre Lehrer am Formenkanon der Archaik und Frühklassik festgehalten. Bei Carin Kreuzberg, anlässlich deren 65. Geburtstages die Galerie Joachim Pohl Plastik und Grafik aus fast vier Jahrzehnten zeigt, entfällt die Sensation des Entdeckens neuer Räume und ungenutzter Gestaltungsmöglichkeiten: Sie ist bei der Figur geblieben. Deren Form ist nicht gebaut, sondern organisch gewachsen; die Konturen fließen. Dennoch vibiriert trotz äußerlicher Ruhe das Leben in diesen Stehenden, Knieenden und Liegenden. Zwar gibt es auch Ausflüge ins Genrehafte, so in der arkadischen Szene des Reliefs "Badende Knaben" (Bronze/Spritzguss, 1974, 2800 Mark), aber die knappe, mitunter überstraffe Form dominiert bei den ganzfigürlichen Akten und Torsen, denen ein reiches plastisches Leben abgewonnen wird.

Gern erprobt die Berliner Bildhauerin eine Form in unterschiedlichen Größenverhältnissen und Materialien: Die Bronze reflektiert das Licht und setzt harte Schlaglichter, während der poröse Steinguss der Figur eine zusätzliche Weichheit verleiht. Die Terrakotta hinterlässt wiederum einen idolhaften, fast kultischen Eindruck. Auch führt Kreuzberg oft unterschiedliche körperliche Ansichten in einer einzigen Figur zusammen. In der "Tänzerin" (Bronze, 1989, 5200 Mark) fallen Statuarik und Dynamisierung vibrierend zusammen. Die aufrecht "Kniende" (Steinguss, 1995, 2600 Mark), ebenfalls aus der Spannung zwischen Linie und Körperlichkeit entwickelt, präsentiert sich hingegen als beinahe entkörpertes Wesen. Die Reduktion der leiblichen Organik steigert hier die spirituelle Substanz. Überhaupt sind die Figuren stark verinnerlicht und der Ausdruck in ihre nicht sehr mitteilsamen Körper gebannt. Carin Kreuzbergs Formensprache ist prägnant, aber wortkarg. Die eckige Knabenfigur "David" (Steinguss, 1980, 6500 Mark) lässt hinter aufgesetztem Selbstbewusstsein Unsicherheit und Verletzlichkeit erahnen. Ruhe und Spannung, aufrechter Gang und Standhalten sind für die Bildhauerin, die auch eine exzellente Holzschneiderin ist, komplexe "Zeichen", die für ihre Fähigkeit stehen, aus einer einfachen Formel ein umfassendes Bild zu entwickeln.Galerie Joachim Pohl, Wollankstr. 112a

bis 17. März; Montag, Dienstag u. Freitag 14-18 Uhr, Donnerstag 14-19.30 Uhr.

Klaus Hammer

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