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Kultur: Polemik für den Schulgebrauch - Weggenossen äußern sich über den umstrittenen konservativen Journalisten

Den Älteren ist Matthias Walden noch ein Begriff. Man erinnert sich an seine oft moralisierenden Kommentare im "Rias" und im "Sender Freies Berlin" und an seine Kolumnen in der "Welt" und der "Welt am Sonntag".

Den Älteren ist Matthias Walden noch ein Begriff. Man erinnert sich an seine oft moralisierenden Kommentare im "Rias" und im "Sender Freies Berlin" und an seine Kolumnen in der "Welt" und der "Welt am Sonntag". Zum 15. Todestag des Journalisten hat seine jüngste Tochter, Bettina von Saß, ein Gedenkbuch herausgebracht.

Walden wurde nicht müde, das Schicksal der unter kommunistischer Gewaltherrschaft leidenden "Brüder und Schwestern in der Zone" zu beklagen. Wenn es aber darum ging, dieses Schicksal zu lindern, hatte er nur das untaugliche Mittel kompromissloser Abgrenzung parat. Die Ostpolitik der Regierungen Brandt / Scheel und Schmidt / Genscher, die Schlussakte von Helsinki und die Passierscheinabkommen - alles, was auf "Wandel durch Annäherung" abzielte, war ihm nur "Wandel durch Anbiederung", der zum Untergang des Westens führen musste.

So gesehen war Matthias Walden ein Visionär mit beschränktem Horizont. Sein Verdienst ist der unerschütterliche Glauben an die Wiedervereinigung, den er im Bewusstsein der Öffentlichkeit wachzuhalten suchte. Den Weg aber, der zur deutschen Einheit führte, verteufelte er als Irrweg.

Vor diesem Hintergrund überrascht das Walden-Gedenkbuch in doppelter Hinsicht. Zum einen präsentiert die von Bettina von Saß getroffene Textauswahl einen vergleichsweise moderat auftretenden Polemiker - einen Walden für den Schulgebrauch. Zum anderen geht die Gegenseite bemüht schonend mit dem Verstorbenen um. Bei Politikern wie Helmut Schmidt, Egon Bahr, Klaus Bölling und Klaus Schütz überwiegt das Lob die Kritik.

Glacéhandschuhe hier, Entschärfung dort. Beides lässt vermuten, dass ein in seiner Zeit bedeutender, aber durchaus auch umstrittener Journalist in überzeitliche Größe erhoben werden soll. Steht ihm die die Rolle eines Denkmals aber wirklich zu? Das Gedenkbuch beantwortet die Frage mit "Ja". Überzeugen mag die Antwort indes nicht.Bettina von Saß (Hrsg.): Er war ein guter Feind. Zum 15. Todestag von Matthias Walden äußern sich seine Kritiker. Ullstein, Berlin 1999. 160 Seiten. 16,90 DM.

Peter Hölzle

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