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POLIT-THRILLER„Hunting Party“: Zyniker im Zwielicht

Kriegsberichterstattung macht süchtig, weil das pure Überleben inmitten von Gewalt, Grausamkeiten und Tod einem den ultimativen Adrenalin-Kick versetzt – so sehen es der Reporter Simon Hunt und sein Kameramann Duck, die seit Jahren als eingespieltes Team in den Krisengebieten der Welt unterwegs sind, schließlich auch im Balkankrieg. Nachdem er jedoch Zeuge eines Massakers wurde, sagt der traumatisierte Simon Hunt bei einer Live-Schaltung in die USA Wahrheiten, die ein Profi nicht vor laufender Kamera ausspricht, und seine Karriere ist zu Ende.

Kriegsberichterstattung macht süchtig, weil das pure Überleben inmitten von Gewalt, Grausamkeiten und Tod einem den ultimativen Adrenalin-Kick versetzt – so sehen es der Reporter Simon Hunt und sein Kameramann Duck, die seit Jahren als eingespieltes Team in den Krisengebieten der Welt unterwegs sind, schließlich auch im Balkankrieg. Nachdem er jedoch Zeuge eines Massakers wurde, sagt der traumatisierte Simon Hunt bei einer Live-Schaltung in die USA Wahrheiten, die ein Profi nicht vor laufender Kamera ausspricht, und seine Karriere ist zu Ende. Simon Hunt verschwindet vom Bildschirm, hält sich mit Aufträgen kleiner Fernsehanstalten mühsam über Wasser. Richard Gere spielt erstaunlich überzeugend diesen verzweifelten, langsam herunterkommenenden, vulgären Mann, der sich selbst verloren hat.

Jahre später trifft er seinen alten Kameramann in Sarajevo wieder und erzählt ihm, dass er dem „Fuchs“, einem international gesuchten Kriegsverbrecher auf der Spur sei, um ein Interview mit ihm zu führen. Er bittet Duck, ihn zu begleiten. Der Kameramann, dessen Karriere in den USA genauso steil bergauf wie Hunts bergab gegangen ist, stimmt schließlich zu. Zusammen mit seinem jungen Volontär machen sie sich auf den Weg in die Berge, sprechen mit fragwürdigen Informanten, UN-Soldaten, CIA-Agenten, geraten mehrfach in Lebensgefahr und erreichen dann doch ihr Ziel. Sie stellen den „Fuchs“ bei einem Jagdausflug.

„Hunting Party“ zerfällt in zwei Teile, deren erster wesentlich spannender ist: Darin wird in Rückblenden aus der Sicht des Kameramannes das Handwerk des Kriegsreporters geschildert, das durch Männerkumpanei, Zynismus und gelegentlichen exzessiven Alkoholkonsum geprägt ist. Die Reporter erscheinen als eine Art Kriegsgewinnler, was sie, nüchtern betrachtet, ja auch sind. Im zweiten Teil, der in der Gegenwart spielt, suchen die drei Journalisten nach dem Kriegsverbrecher. Die atmosphärische Dichte der ersten Hälfte verliert sich buchstäblich in einem schlichten Dunkel, das als Metapher für die Art von zwielichtigen Personen, Milieus und Schauplätzen gelten muss, mit dem es die Protagonisten nun zu tun haben. Die Glaubwürdigkeit der Ereignisse bleibt zugunsten einer hemdsärmeligen Heldensaga auf der Strecke. Schwächelnder Thriller um Kriegsreporter. Daniela Sannwald

„Hunting Party“, USA/Kroatien, Bosnien-Herzegovina 2007, 96 Min., R: Richard Shepard, D: Richard Gere, Terrence Howard, James Brolin

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