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Angriffslustig. Madonna auf ihrer MDNA-Tour.

© dpa

Pop und Protest: Madonnas Mission in Russland

Nächste Woche tritt Madonna in Russland auf - wo der Prozess gegen die Punkband Pussy Riot begonnen hat und wo kürzlich ein Gesetz gegen „Propaganda für Homosexualität“ eingeführt wurde. Die Sängerin will sich für die Gay Community aussprechen. Wird sie auch die inhaftierten Musikerinnen unterstützen?

„Jetzt seid ihr frei und müsst das nutzen. Ihr müsst selber denken, euch ausdrücken, eure Meinung sagen“, rief Madonna dem Publikum im Moskauer Luschniki-Stadion zu. Das war bei ihrem ersten Russlandauftritt vor knapp sechs Jahren. Ihre Kolleginnen von der Punkband Pussy Riot haben diese Aufforderung mit einer meinungsstarken Protestaktion in der Moskauer Christ-Erlöser-Kirche in die Tat umgesetzt – nun stehen sie vor Gericht. Bis zu sieben Jahre Haft drohen den drei Bandmitgliedern, fünf weitere sind untergetaucht.

Auch Madonna, die nächste Woche wieder in Russland singt, hatte in ihrer Karriere immer wieder Ärger wegen religiöser Anspielungen. Blasphemie wurde der katholischen Sängerin 1989 wegen ihres teils in einer Kirche spielenden Videos zu „Like A Prayer“ vorgeworfen, in dem sie sich stigmataartige Wunden an den Händen zufügt. Noch mehr Ärger brachte 2006 die „Confessions“- Tour. Weil sie während des Songs „Live To Tell“ eine Dornenkrone trug und an einem riesigen Kreuz hing, hagelte es besonders in Italien heftige Kritik bis hin zum Ruf nach Exkommunikation seitens eines Kardinals. Die russisch-orthodoxe Kirche hatte sich im Vorfeld ihres Moskauer Konzerts ebenfalls ablehnend geäußert. Und die russische Mafia soll sogar mit der Entführung ihrer Kinder gedroht haben.

Pussy Riot - Frauenaufstand gegen Putin:

Wenn Madonna nächsten Dienstag in Moskau und zwei Tage später in St. Petersburg spielt, sind ähnliche Anwürfe nicht zu befürchten. Denn bei der aktuellen „MDNA“-Show wirkt das Spiel mit den religiösen Symbolen wie ein harmloser Zeichenmix von Christentum über Buddhismus bis Kabbala. Provokant ist nur eine projizierte Collage von Politikerporträts und Elendsbildern. Gut möglich, dass die Queen of Pop hier ein Bild von Putin untermischt. Auch ein Statement pro Pussy Riot ist vorstellbar. Oder sie zieht sich – wie unlängst Sänger Mike Patton – eine bandtypische Häkelmaske über den Kopf.

Video: Sieben Jahre Haft für Anti-Putin-Punk-Gebet?

Sicher ist aber, dass Madonna in St. Petersburg etwas gegen das Gesetz zur Abwehr von „Propaganda für Homosexualität“ sagen wird. Das hat sie angekündigt, als die Regelung verabschiedet wurde. „Ich werde nach St. Petersburg kommen, um die gay community zu unterstützen“, schrieb sie auf Facebook. Während ihrer Berliner „MDNA“-Show küsste sie eine Frau. Wiederholt sie das in St. Petersburg, könnte sie Probleme bekommen. Vitaly Milanov, Autor des homofeindlichen Gesetzes, droht, er werde den „moralischen Gehalt“ des Konzertes kontrollieren. „No Fear“ ist auf Madonnas Rücken zu lesen. Ein gutes Motto für Aktivistinnen und Aktive, überall.

Madonnas „MDNA“-Show in Berlin:

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