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Mraz

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HIT Parade: Jason Mraz - ein echter Sunnyboy

Jason Mraz kombiniert Roots Rock, Soul und Funk zu einem entspannten, konsensfähigen Hängematten-Sound. Diese Woche ist er auf Platz 14 mit: "We Sing, We Dance, We Steal Things".

Jason Mraz tut alles, was ein Popstar im Jahre 2008 tun muss. Er hat eine witzige Website, podcastet auf „iTunes“, streamt auf „youtube“ und bei Myspace und Facebook ist er natürlich auch dabei. Wort- und bildreich erklärt der 31-jährige Sänger aus dem kalifornischen San Diego die Entstehung seines dritten Albums. Wenn man da noch Musik machen will, muss man für eine solche digitale Omnipräsenz einen ganzen Stab an Medienberatern beschäftigen. Präsenzen von Popstars in den sogenannten Web-2.0 Communities sehen zwar aus, als wären sie Amateurkram wie der der anderen User, es handelt sich aber um professionell hergestellte Image- Arbeit. Für Mraz kein Problem. Seine beiden vorherigen Alben sind in den USA, Australien und Asien so bekannt, dass Kandidaten bei „American Idol“ seine Lieder singen. In denen kombiniert er Roots Rock, Soul und Funk zu einem entspannten, konsensfähigen Hängematten-Sound. Um es mit den geflügelten Worten des Versandhauses Amazon zu sagen: „Kunden, die dieses Produkt kauften, kauften auch Produkte von Jack Johnson“.

Mraz scheint das zu spüren. Vielleicht haben auch einfach seine Medienberater etwas feiner nachjustiert. Jedenfalls ist Mraz in den vielen kleinen Episoden, die er im Internet verbreiten lässt, besonders um eines bemüht: Realness. Oder auf gut Deutsch: Glaubwürdigkeit. Seine Garderobe wirkt, als kleide er sich im Second-Hand-Laden ein. Mraz lässt sich mit wackeliger Digicam dabei zuschauen, wie er Akkorde sucht, er erklärt, wie er Gitarristen aussucht, was für und gegen welchen Musiker spricht. Da stände zu befürchten, dass er in seinem Übereifer seinen Songs das Geheimnis nimmt, indem er Dinge erklärt, bevor man überhaupt Fragen stellen kann. Doch haben die Songs gar keine geheimen Bedeutungen, sie wollen einfach nur Popmusik sein. Nett, easy, flauschig. Zu allem Überfluss sieht Mraz auf manchen Fotos aus wie Hugh Grant. Er sprüht vor Musikalität und Inspiration und schüttelt permanent Witze und Wortspiele aus dem Ärmel. Die Liner Notes für sein Album sind natürlich handgeschrieben. Das alles könnte ein wenig berechenbar, ja streberhaft wirken. Tut es aber nicht. Ein echter Sunnyboy. Widerstand zwecklos.

Ralph Geisenhanslüke

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