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Update

Konzerte in Berlin: Feuer und Flamme für Rammstein

Die Berliner Band füllt vier Mal die O2-World. Am Freitagabend erfreuten sie Fans aus aller Welt mit lautem Budenzauber. Vor der Show gab es eine makabre Performance.

Sehenswürdigkeiten wie Brandenburger Tor und Berliner Dom sind John völlig egal. John ist nur wegen Rammstein in der Stadt. Eingehüllt in eine Wolldecke steht der 27-jährige Franzose aus Straßburg seit Freitagmorgen in der Kälte vor der O2-World. Nur um am gestrigen Abend ganz vorn an der Bühne dabei zu sein, beim Auftritt der Berliner Rockband mit ihrer weltberühmten Pyro-Show. „Ich liebe Rammstein einfach“, sagt John. Versteht sich von selbst, dass er für das zweite Konzert am heutigen Sonnabend auch ein Ticket hat. Und für Hamburg und Bremen und Stuttgart auch. Und wenn Rammstein im kommenden Jahr weiter durch Europa und Nordamerika touren, ist John ebenfalls mit dabei. Mehr als 3000 Euro werden ihn die 22 Konzerte kosten, sagt er.

So viel Verrücktheit scheint allerdings auch unter harten Fans einzigartig. Aus ganz Europa pilgerten sie nach Friedrichshain, insgesamt werden es mehr als 55 000 sein. Rammstein füllt die O2-World gleich vier Mal in drei Wochen.

Teutonisch pünktlich, um 21 Uhr, geht es dann am Freitagabend los, laut und erwartet martialisch. Das zahlende Publikum ist vollständig angetreten, nur auf der VIP-Tribüne ist noch viel Platz. Die Musiker verrichten ihr lautes Werk, spielen mit echtem Feuer, und jede gute Mutter denkt: nur dass mein Junge nicht auf sowas kommt. Viele Frauen im Mutteralter singen hier mit, viele Männer im Vateralter. Kinder gibt es kaum, dabei würden die sich über den Budenzauber auch sehr freuen. Und die jugendgefährdenden Texte kennen hier zwar alle, verstehen kann man sie aber kaum.

Die beiden Konzerte an diesem Wochenende waren bereits nach wenigen Minuten ausverkauft, die extra angesetzten Zusatzshows am 14. und 15. Dezember ebenso. Im Internet wollen Kartenverkäufer bis zu 150 Euro für ein Ticket. Die Konzerte sind Teil der Tour zum Best-of-Album „Made in Germany 1995–2011“, das am 2. Dezember erscheint. Neu daran ist nur die bereits erschienene Single „Mein Land“, zu der die Rocker als Beach Boys in Badehosen auftreten.

Die Fans wollten vor allem Feuer sehen, so wie Irma, 39, und Isabel, 27, aus dem belgischen Antwerpen. Isabel schwenkt ihren schwarzen Rammstein-Schal. „Unglaublich, sechs Alben, die ganze Story in einem Konzert“, sagt Irma. Und weil eins nicht reiche, um alle Einzelheiten der Show zu sehen, hat auch sie eine Karte für Sonnabend und sechs weitere Shows. Johanna, 19, kam extra aus Finnland angereist. Rammstein hätten ihr in einer Identitätskrise wieder Mut gemacht, sagt sie. Sie habe wegen der Band angefangen, Musik zu machen und Deutsch zu studieren. Nach Berlin ist ihre Mutter mitgekommen. Die will allerdings lieber Museen besuchen, als Sänger Till Lindemann zu sehen.

Rammstein sind bekannt für provozierende Auftritte, im Video zu „Pussy“ sind beispielsweise unzensierte Sexszenen zu sehen. Am Freitag hatte die Band vor der Konzerthalle ihr eigenes Grab errichtet, ein Mausoleum. Darin wurden ihre eigenen Totenmasken aufgestellt und die Fans können sich bis Samstagabend in ein Kondolenzbuch eintragen. Für Rammstein ist es die Rückkehr in die Heimat. Alle sechs Bandmitglieder wohnen in Berlin. Gitarrist Paul Landers, Drummer Christoph „Doom“ Schneider und Keyboarder Christian „Flake“ Lorenz wurden im Ostteil der Stadt geboren.

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