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Konzertkritik: "Global Kryner versus The Rounder Girls" im Tipi

Soul, Schlager, Gospel, Alpenfolklore, Jazz. Ein wüstes Durcheinander. Die "Global Kryner" aus Österreich betreiben einen flotten "Musikantenstadl für Akademiker".

Eine Kapelle in weißen Anzügen und roten Turnschuhen spielt mit Trompete, Klarinette, Akkordeon, Bassposaune und Gitarre ein Potpourri alpiner Volksmusik, muntere Polkas und Landler. Ein Possenreisser animiert zum Mitklatschen und macht ein paar ölige Witze. Das Publikum schlägt sich auf die Schenkel und juchzt vor Vergnügen.

Nein, wir sind nicht beim "Frühlingsfest der Volksmusik", nicht beim "Musikantenstadl" oder im Bierzelt. Wir sind im gediegenen Tipi am Kanzleramt, wo mehr zarte Rotweingläser auf den Tischen stehen als derbe Bierkrüge. Auf der Bühne stehen die "Global Kryner" aus Österreich und betreiben den "Musikantenstadl für Akademiker". So jedenfalls die Selbstdefinition des dampfplaudernden Komikermoderators, Bandleaders und Klarinettisten Christof Spörk.

Vor einigen Jahren hatte Spörk die Idee, den speziellen Sound des Slowenen Slavko Avsenik und seinen Original Oberkrainern mit zeitgenössischer anglo-amerikanischer Popmusik zu verbinden. So entstanden die "Global Kryner", die schließlich Madonna, Britney Spears und andere ins zünftig Oberkrainerische umdeuteten. Da sich so eine zunächst originelle Idee auf längere Sicht nicht durchhalten lässt - ähnlich wie bei den Berlinern The BossHoss, deren Interpretationen zeitgenössischer Pop-Hits im Sound vermeintlicher Countrymusik mit gekünsteltem heiße-Kartoffel-Amerikanisch sich schnell totgelaufen haben - mussten sich auch die Global Kryner etwas Neues einfallen lassen und eigene Songs schreiben. Nachdem dann auch noch die Sängerin Sabine Stieger ausgestiegen war, kam es zu der neuen Idee, Global Kryner mit einem altbewährten, in Wien ansässigen Frauenvokaltrio zu fusionieren.

Die Kapelle spielt ein flottes Intro. "Und jetzt bitte alle wieder mitklatschen!" und "Hier sind die Rounder Girls!" Die drei wuchtigen Damen aus New York, London und Wien machen ihrem Namen alle Ehre - um die Hüften sind die Girls etwas runder - so wie auch ihr Gesang rund und wuchtig ist. Warum das neue Album und das Motto des Abends den bizarren Titel tragen "Global Kryner versus The Rounder Girls", wird einem schnell zu Ohren gebracht: es klingt tatsächlich so, als würden die beide Gruppen eher gegen- als miteinander musizieren. Wie ein schlecht eingestelltes Radio, auf dem sich mehrere Sender überlagern: Soul, Schlager, Gospel, Alpenfolklore, Jazz. Ein wüstes Durcheinander. "Stop" von Sam Brown mit österreichischen Volksmusik-Einsprenseln. Steely Dans "Reeling In The Years" und Santanas "Oye Como Va" mit Hüttenzauber-Ufftata. Ein Tango, Klezmer-Klänge, ein alter Schlager: "Schnucki, ach Schnucki, fahrn ma nach Kentucky", Aretha Franklin und die Average White Band.

Nach der Pause passt alles besser zusammen, das heißt die Rounder Girls schieben erstmal eine Nummer alleine: "Sisters Are Doing It For Themselves". Und dann werden die Global Kryner doch noch richtig lustig mit netten Jodlern und einem witzigen Blick auf die eigenen Landsleute im flotten Lied: "Hamma net!" Sehr schön auch ein vom Akkordeonisten Anton Sauprügl komponiertes Stück im wilden Balkan-Karawanken-Sound.

Der Bandleader hielt sich etwas mehr zurück mit seiner Moderation, die Witze wurden besser, und ein Konzert, das man zur Pause fast verlassen hätte, wurde am Ende doch noch ganz flott.

(Weitere Vorstellung: "Global Kryner versus The Rounder Girls" im Tipi am Kanzleramt, am 31.03., 20 Uhr)

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