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Konzertkritik: Gossip: Erdbeben und Schokoriegel

Konzert in der Columbiahalle

Beth Ditto ist eine Allesgeberin. Eine, die ohne Rücksicht auf Verluste immer weiter nach vorne prescht. So hat sie ihrer Band Gossip den Ruf einer hyperenergetischen Live-Combo erarbeitet – und den wird sie nicht aufs Spiel setzen, nur weil in der ausverkauften Columbiahalle ihre Stimme nicht ganz auf der Höhe ist. Ditto ignoriert das einfach und treibt ihr fulminantes Soul-Organ weiter durch die Songs. Ab und an kracht es, doch niemand hier nimmt ihr das übel. Schließlich gibt es genug zum Abfeiern: „2012“ rockt die Halle wie ein Erdbeben aus Ronald Emmerichs gleichnamigem Film, „Love Long Distance“ steigert sich vom ersten Keyboardakkord an in eine unwiderstehliche Pop-Ekstase hinein und bei „Coal to Diamond“ steht plötzlich der Blues rabenschwarz im Raum. Gossip waren bisher in kleineren Hallen zu Hause und manchmal merkt man ihnen das an. So könnte der Sound des Trios aus Portland, das live von einem Bassisten unterstützt wird, etwas mehr Druck vertragen. Doch spätestens beim Zugabenteil ist das vergessen: Ein Tausend-Kehlen-Chor singt mit Beth Ditto „What’s Love Got To Do With It“ von Tina Turner, die am Konzerttag ihren 70. Geburtstag feiert. Dazu gibt’s Schokoriegel und anschließend den Indie-Überhit „Standing In The Way of Control“, zu dem sich die nur noch mit schwarzer Unterwäsche bekleidete Sängerin durch die Menge kämpft, während auf der Bühne Gloria Viagra mit zwei Transen- Freundinnen die langen Beine schwingt. Und plötzlich ist auch Beth Dittos Stimme zurück. Eine Rock’n’Roll Wunderheilung!

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