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Konzertkritik: Jackson Browne: Rebell ohne Gegner

Die Fans sind höflich und gesittet, er selbst rockt routiniert und gefällig. Es sprüht und funkelt nicht mehr bei Jackson Browne und seinem Auftritt in der Arena Treptow.

Die Arena ist bestuhlt, aber die Veranstalter haben „links“ und „rechts“ im Parkett verwechselt, was zur lustigen Abzählerei und einigem Durcheinander führt. Doch die Fans von Jackson Browne sind ja schon etwas älter, höflich und gesittet. Und so hat fast jeder seinen Platz gefunden als das Licht ausgeht und pünktlich um acht der Kalifornier und seine Band auf die Bühne kommen. Den blöden weißen Bart hat er sich abrasiert, Browne wirkt jugendlich und schlaksig wie vor dreißig Jahren. Und ist doch schon sechzig.

Aus dem Jahr 1980 stammt der erste Song: „Boulevard“, der cool und lässig dahinrockt. „Everywhere I Go“ von 1993 schaukelt als hübscher Reggae hinterher. In „Barricades Of Heaven“ klingeln und dingeln die Gitarren, umspinnen Brownes warme Stimme mit kräftigen Fills, bevor er sich am E-Piano niederlässt zu „Fountain Of Sorrow“. Zurück an die Gitarre für den Titelsong des neuen Albums: „Time The Conqueror“. Sehr nett alles, routiniert und gefällig. Und man wird ein bisschen schläfrig. Ob es an den neuen Songs liegt, die nicht so richtig zünden? Doch auch „Doctor My Eyes“ von 1972 sprüht und funkelt nicht so wie früher, bleibt farblos.

Wenn auch einige Fans immer wieder die Arme verzückt zur Bühne recken in glückseliger Erwartung auf Erleuchtung und Segnung durch Brownes Musik, kommt von der Bühne sanftes Geplätscher. Vielleicht war das letzte Konzert vor sechs Jahren reizvoller, weil da Präsident Bush noch am Ruder war, und Browne noch etwas hatte, gegen das er rebellieren konnte.

H.P. Daniels

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