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Die 21-jährige Jessica Lea Mayfield aus Kent, Ohio, muss sich ihre Fans in Deutschland erst noch erobern.

© promo

Konzertkritik: Jessica Lea Mayfield im Comet Club

In Zeitlupentempo und mit lang gezogenen Sätzen zelebriert Jessica Lea Mayfield ihre schläfrig düsteren Songs über unmögliche Zweierbeziehungen. Schade nur, dass der kleine Saal im Comet-Club bei ihrem Auftritt nur spärlich besetzt ist.

In der schwarzen Höhle des Kreuzberger Comet Clubs müssen sich die Musiker immer erstmal durch den ganzen Zuschauerraum wühlen, um nach vorne zu kommen, nach oben auf die Bühne. Diesmal ist das nicht so schwer, denn der kleine Saal ist nur schütter besetzt. Die 21-jährige Jessica Lea Mayfield ist zum ersten Mal in Deutschland und muss sich ihr Publikum erst noch erobern.

Mit knallblond leuchtenden Haaren, kurzem weinroten Kleidchen, schwarzen Leggings, gefährlich hohen, glitzernd goldenen Stilettos und ihrer Martin-Akustikgitarre am rot-weiß-blauem Stars-and-Stripes-Gurt wirkt die junge Musikerin aus Kent, Ohio, etwas "overdressed" zwischen ihren schluffigen Mitmusikern. 

War sie auf ihrem ersten Album "With Blasphemy So Heartfelt" vor zwei Jahren noch als "Rrrrandale Mädel" zu sehen, mit Nasenring und schwarzer Kurzschnippelfrisur, setzt sie inzwischen auf ein lieblicheres Erscheinungsbild. An ihrer Musik hat das seit dem feinen Debüt von 2009 glücklicherweise nichts verändert. Außer, dass das neue Album "Tell Me" ein wenig erfahrener und reifer klingt. 

Der Sound im Konzert ist knackig, ausgewogen, perfekt. In dräuendem Zeitlupentempo und mit lang gezogenen Sätzen, Wörtern, Silben zelebriert Jessica mit dunkler Alt-Stimme ihre schläfrig düsteren Songs über traurige Trennungen, unmögliche Zweierbeziehungen, Liebe, Sex und Kummer. 

Ihre Band steht bei ihr wie eine schützende Wand aus massivem Klang. Perfekt aufeinander abgestimmt und eingespielt. Scott Hartlaub bearbeitet sein kleines Schlagzeug mit wischenden Besen oder knallenden Knüppeln. Der bauchige Grant Gustafson tanzt ekstatisch mit einem fetten körperlichen Bass. Und Richie Kirkpatrick sägt aus einer exotischen 60er-Jahre-Supro-Gitarre wilden Funkenflug in bester Neil-Young-Tradition. Gelegentlich tritt er auch dezent das Volumenpedal zur Simulation einer aufweinenden Pedal Steel, wenn ein Song nach einem Country-Tupfer verlangt. Allerdings sind Jessica Lea Mayfields dunkle Songs insgesamt doch mehr "alternativ" als Country. 

Hatte einen gerade noch "The One That I Love Best" sediert mit melancholischer Monotonie, setzt "Blue Skies Again" mit unerwartet angezogenem Tempo eine optimistisch vorwärts marschierende Schlussnote. Beim nächsten Mal werden mehr Leute kommen.

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