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© dpa

Konzertkritik: Robin Gibb: Da tanzen sogar Rocker

Ein dünner Mann im Gebraus tosender Fans streckt die Arme in die Höhe, reckt die Daumen, freut sich über den Jubel. Robin Gibb hat alle ganz schnell für sich eingenommen.

Er hat derartige Begeisterung entfacht, dass das Runddach des Tempodroms jeden Augenblick wegfliegen und wie ein glitzerndes Raumschiff davongleiten könnte. Dabei macht er gar nicht viel, steht nur da und singt, fast ein bisschen schüchtern, lächelnd im schlotterigen Jackett. Wie angekündigt, bestreitet er den Abend mit „Greatest Hits“ der Bee Gees, jener Familienband, die er vor 50 Jahren mit seinen Brüdern Barry und Maurice in Australien gründete. Mit dreistimmigem Harmoniegesang und hübschen Melodien schlugen sie im Fahrwasser der Beatles erste Wellen in England, um schließlich im amerikanischen „Saturday Night Fever“ zu den Königen des Disco-Sounds zu werden.

Eine Auswahl der Songs aus allen Bee-Gees-Epochen singt Robin jetzt alleine, nachdem sein Zwillingsbruder Maurice 2003 gestorben ist und er und Barry nie wieder als Bee Gees auftreten wollten. Man sieht und hört, dass es Robin großes Vergnügen macht, die alten Songs, begleitet von einer kleinen Band, neu zu interpretieren und deren zeitlose Schönheit vorzuführen. Die frühen Hits „I’ve Gotta Get A Message To You“, „Massachusetts“, „To Love Somebody“, „New York Mining Desaster 1941“ sowie die späteren Disco-Kracher „Night Fever“ und „Staying Alive“. Damit wickelt er sogar all die alten Rock ’n’ Roller ein, denen die Discowelle immer ein Graus war, und die sich über den zickigen Gesang der Bee Gees immer lustig gemacht haben. Inzwischen ist das meckernde Tremolo aus der Stimme verschwunden, und wenn er auch nicht jeden Ton in den höheren Lagen trifft, erspart der dünne Mann seinem Publikum die Erkenntnis, dass früher doch alles besser war. Gemeinsam singt man „Juliet“. Er reckt noch mal die Daumen, lacht und geht. Ein großer Triumph.

H.P. Daniels

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