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Konzertkritik: Stereophonics im Astra

Dichter, brillanter Klang, zerdehnter Gesang, und plötzlich taucht aus hypnotischer Monotonie eine reizvolle Melodie auf. Die Stereophonics im Astra.

Da wird nicht lang gefackelt, ist kein großes Theater nötig. "Good evening Berlin!", sagt Kelly Jones, Frontmann der Stereophonics, und los geht's. Und wie es gleich losgeht, schon mit dem ersten Song: Schnelle achtelig geschraddelte Gitarren, eine Gibson SG, eine Les Paul, Bass und Schlagzeug, und unauffällig sitzt hinten noch einer an den Tastaturen.Ein dichter, brillanter Klang im Astra, zerdehnter Gesang, und plötzlich taucht aus hypnotischer Monotonie eine reizvolle Melodie auf. "Live 'N' Love" ist ein neues Stück der Waliser Band von ihrem jüngsten, im November erschienenen siebten Album: "Keep Calm And Carry On".

Schöner Titel, wunderbares Motto: Ruhe bewahren und weitermachen. Die Stereophonics sind einfach cooler als ihre nervös überdrehten Kollegen von Oasis. Und sie machen weiter, und gehen dabei auch mal weiter zurück in der eigenen Historie. Zum ersten Album von 1997 "Word Gets Around". Mit der mitreißenden Melodie von "A Thousand Trees". Ständig geht es hin und her zwischen alt und neu, zwischen hartem elektrischem Gerocke und betörenden Balladen mit Akustikgitarren. Und alles fügt sich trefflich zusammen. Die Kraft und die Herrlichkeit von "Uppercut", die himmlische Melodie von "Stuck In A Rut", das wilde Wah-Wah-Gitarrensolo von Superman", die Sixties-Merseybeat-Anklänge in "Innocent", Glam-Rock-Assoziationen bei den Hardrock-Riffs von "Madame Helga", der Rockabilly-Touch in "Trouble", der Spaß, in Bartender And The Thief kurz Lemmy von Motörhead zu zitieren mit "The Ace Of Spades".

Kelly Jones ist ein wirklich toller Sänger, der sich vor allem für die bluesige Raspeligkeit seiner herausragenden Balladen viel vom frühen Rod Stewart und vom Free/Bad Company-Sänger Paul Rodgers abgeschaut hat. Was für ein großes Vergnügen, dass man eine derart exzellente, perfekt aufeinander eingespielte Band wie die Stereophonics statt im Stadion noch an so einem kleinen Konzertort genießen kann.

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