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© Emimusic

Konzertvorschau: Fotos: Explosive Zeiten

Auftritt der Woche: Am Sonnabend spielen die fröhlichen Rocker von Fotos im Potsdamer Waschhaus.

Tom Hessler freut sich. Der Sänger und Liederschreiber der Hamburger Band Fotos hat auch allen Grund dazu. Noch vor kurzem musste der 24-Jährige als Berufsbezeichnung „Sohn“ angeben. Mittlerweile aber passt „Rockstar“ besser. Für diesen Job ist er geboren: In einem Interview erzählt Hessler von Urlaubsbildern, die seine Mutter von ihm in London geschossen hat, damals, als er 16 war. „Mal laufe ich über den Abbey-Road-Zebrastreifen, mal stelle ich Liam-Gallagher-Posen nach.“

Damit liefert Hessler eine hübsche Erklärung für den Namen seiner Band – und verortet sich zugleich in der Popgeschichte. Zwar klingen Fotos weder nach den Beatles noch nach Oasis, die Nähe zu britischen Postpunk-Größen wie Franz Ferdinand oder Maximo Park ist aber deutlich hörbar. Der flotte „Indiesonstwaspop“, den Hesslers Band leichtfüßig entfesselt, sucht in der deutschsprachigen Musikwelt seinesgleichen.

Ihr erstes, selbstbetiteltes Album, das Fotos im September 2006 nur ein Jahr nach ihrer Gründung veröffentlichten, machte die vier Jungs mit einem Schlag zu Szene-Hoffnungsträgern. „Weil du nicht jünger, schlauer oder reicher wirst, weil du nur fetter, fauler, gieriger und gleicher wirst: Hör endlich auf, nur zu funktionieren, jetzt ist die Zeit zu explodieren!“ Solche Zeilen, von Hessler fröhlich gesungen, ekstatisch gekiekst oder trotzig gejohlt, gehen ins Ohr und kommen so schnell nicht wieder raus. Auch, weil Gitarrist Deniz Erarslan, Bassmann Frieder Weiss und Trommler Beppo Schnermann sie aufs Beschwingteste hineinfrickeln. Ihr zweites Album „Nach dem Goldrausch“ vom April 2008 klingt weniger kantig, rockt aber wie gehabt.

Die Fans wissen das zu schätzen. Auf der Internetseite der Band setzt „Mrs. Julian Casablancas“ einen dringenden Hilferuf ab: „Kommt endlich, um mich aus meinem stinkigen Alltag zu reißen! Ihr seid für mich die Retter aus der Not, die vier Musketiere mit Strumpfhosen und kinnlangem Haar. Also husch, husch!“

Vielleicht hat die leidende Schreiberin Glück und lebt in Potsdam, dort stehen Fotos am kommenden Sonnabend live auf der Bühne, vermutlich allerdings ohne Strumpfhosen. Das Konzert im Waschhaus beginnt um 21 Uhr, Karten kosten im Vorverkauf 11, an der Abendkasse 14 Euro. Ab Alexanderplatz dauert die Anfahrt mit dem halbstündlich verkehrenden Regionalexpress weniger als eine Stunde, ab Potsdam Hauptbahnhof fährt die Tram 93 zum Schiffbauerdamm.

Seit 1993 in Betrieb, ist das Kulturzentrum Waschhaus ein attraktiver, wenn auch gern übersehener Konzertort. Wer aus Berlin anreist, sollte sich genau umsehen. Er wird öfter hier sein wollen. Am kommenden Sonntag spielen Madsen ihren entspannten Indiepop, am 3. November treten die Melancholiker von Home of the Lame auf, am 14. November kommen El*ke und am 18. November die Dresdener Klanglandschaftsgestalter von Polarkreis 18. Scheint so, als wäre es Zeit, sich eine Monatskarte zu kaufen.

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