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© AP

Konzertvorschau: Rosanne Cash: Funksprüche an den Vater

Johnny Cashs Tochter Rosanne, selbst eine Country-Größe, spielt am Donnerstag in der Passionskirche. Nur einmal sang sie mit ihrem Vater im Duett.

Ihr erstes Album hatte sie in Deutschland aufgenommen. 1978 war das, bei Ariola in München. „Das war eine gute Gelegenheit, aus dem Scheinwerferlicht meines Vaters herauszutreten,“ sagt Rosanne Cash. Sich abzunabeln vom „Man in Black“. Rosanne, 1955 in Nashville, Tennessee, geboren, ist die älteste von vier Töchtern der Country-Legende Johnny Cash. Mittlerweile ist Rosanne selbst ein Star, in den USA wohlgemerkt. In Europa, wo ihre Karriere begann, ist sie weniger bekannt. Dabei werden die Notenblätter ihrer ersten Songs sogar in der „Library of Congress“ aufbewahrt – neben denen ihres Vaters. Am Donnerstag tritt Rosanne Cash in der Kreuzberger Passionskirche auf.

Sie wuchs bei ihrer Mutter auf, Johnny Cashs erster Frau Vivian Liberto Cash. Nach der Schule war sie drei Jahre lang Backgroundsängerin bei der „Johnny Cash Road Show“, in dieser Zeit schrieb sie ihre ersten Songs. Als sie 20 war, ging sie nach Europa. Mit dem „Rosanne Cash“ betitelten Münchener Debütalbum war sie nicht zufrieden, aber es brachte ihr einen Plattenvertrag in den USA ein. Sieben Alben bei Columbia Records folgten. Nach ihrem Umzug 1991 von Nashville nach New York City – wo sie heute noch mit ihrem Mann John Leventhal und zweien ihrer fünf Kinder lebt – wechselte sie zur Plattenfirma Capitol. Nebenbei schrieb sie ein Kinderbuch und Erzählungen, zurzeit arbeitet sie an ihrer Autobiografie. „Szenen aus dem Leben“ sollen es sein.

Eine Szene ist besonders wichtig – wie sie und ihr Vater wieder zusammenfanden: 2003, kurz vor Johnny Cashs Tod, nahm Rosanne mit ihm das langsame, sehnsüchtige „September When It Comes“ auf – ihr einziges Duett. „Ich bin froh, dass ich das getan habe,“ sagt sie. „Das Lied ist das ultimative Familienfoto. Professionell bedeutet es mir nicht sehr viel – aber auf der persönlichen Ebene bedeutet es die Welt.“ Im Rückblick hätte sie gerne mehr mit Johnny zusammengearbeitet. Aber: „Ich war zu dumm. Ich wollte es alleine schaffen.“

Sie hat umgedacht. Später, aber nicht zu spät. In ihrer Musik lässt Rosanne ihren Vater weiterleben. 2006 erschien das Album „Black Cadillac“, dessen Titel auf den Standardtyp amerikanischer Leichenwagen anspielt. Am Ende der CD stehen 71 Sekunden Stille – für ihre beide im Alter von 71 Jahren gestorbenen Eltern. In dem Song „Radio Operator“ heißt es: „I am calling like a friend / From my future, from your memory / And it never has to end.“ Johnny Cash war während seiner Air-Force-Zeit Funker. „Das Radiosignal ist eine Metapher für eine Verbindung, für eine Beziehung, die weitergeht, auch wenn eine Person nicht mehr in ihrem Körper ist,“ sagt Rosanne. Sie wird den Song auch in der Passionskirche spielen.

Dieser spirituelle Ort ist der richtige für Rosannes musikalische Funksprüche an ihren Vater. Es soll ein ruhiges, konzentriertes Akustik-Konzert werden, nur sie und John Leventhal werden auf der Bühne sein. Auf dem Programm stehen auch Songs von der neuen Platte, an der Rosanne gerade arbeitet. „100 essenzielle Country-Songs“ hätten auf der Liste gestanden, die ihr Vater ihr einmal in die Hand drückte. Das Beste daraus nimmt sie nun auf. Klassiker von Hank Williams, Buck Rogers, der Carter Family, Appalachian-Blues-Stücke – „sehr sexy!“ –, fette Ray-Charles-Arrangements. Und, als einziges Lied des Vaters, Johnny Cashs „Big River“. Mit dem für Herbst angekündigten Album will Rosanne sich den Traditionen stellen, aus denen sie kommt. „Ich bin jetzt in einem Alter“, sagt sie, „in dem ich mich für meine Wurzeln interessiere.“

Konzert am Donnerstag, 5. März, 20 Uhr, Passionskirche, Marheinekeplatz 1-2, Kreuzberg. Karten: 35 Euro.

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