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Judith Holofernes bei der öffentlichen "Geheimprobe" im Lido.

© dpa

Lido: Wir sind Helden beim "Geheimgig"

Wir sind Helden proben öffentlich geheim. Auf der Bühne des Lido in Kreuzberg treffen sich die Helden zum "ersten elektrifizierten Konzert nach zwei Jahren".

Als „Wo sind Helmet“ waren sie angekündigt, aber keine Frage: Die Helden sind wieder da. Um kurz nach elf schwebt am Mittwochabend Judith Holofernes in einem schwarzen Rock auf die Bühne des Lido in Berlin-Kreuzberg, zu einer öffentlichen Probe, wie sie bescheiden sagt, zum „ersten elektrifizierten Konzert nach zwei Jahren“. Eine Art Geheimgig also, von dem ein paar Fans etwas wissen, die auf der Website der Band das Forum lesen, und alle möglichen Leute aus der Musikbranche natürlich. Das letzte Album der Helden, „Soundso“, ist von 2007; am 27. August soll das neue kommen, ihr viertes, „Bring mich nach Hause“ wird es heißen.

In der Zwischenzeit hat Judith Holofernes ein zweites Kind bekommen, und der Bart ihres Ehemannes Pola Roy ist so lang geworden, dass er aufpassen muss, ihn beim Trommeln nicht mit der Hi-Hat einzuklemmen. Dass sie neue Stücke spielen wollen, sagt Holofernes zu Beginn, und dass die Band den Leuten im Lido also einiges zumuten werde. Aber ist das so?

Tatsächlich fängt es ganz ruhig an, wie unplugged, mit akustischer Gitarre, und es wird auch im Laufe des Abends immer wieder balladesk. Eine Klarinette ist zu hören und ein Akkordeon, gespielt vom Gitarristen, Keyborder und Stückeschreiber Jean-Michel Tourette, der aber später, bei den Uptempo-Nummern, dann auch so ins Schwitzen gerät, dass seine Brille beschlägt. Denn den schnell pulsierenden, den puckernden Pop haben die Helden immer noch drauf, sie spielen ihn gerne, und die Texte von Judith Holofernes dazu sind, wie seit dem ersten Album „Die Reklamation“ von 2003, parolenartige, halberwachsene, lustig-ironische, intelligente Lebensweisheiten – aber nicht mehr nur, eher melancholische Geschichten sind nun auch dabei.

Anderthalb Stunden läuft diese „öffentliche Probe“, bald spielt die Band auf einigen Festivals, wo sich dann zeigen wird, wie die eher ruhigen Stücke auf viele tausend Fans wirken, die nicht nur kommen, um zu bleiben, sondern die auch hüpfen wollen. Zur „Reklamation“ zum Beispiel, diesmal nicht als finaler Knaller platziert, sondern eingepackt in die Mitte des Sets, in einer kurzen, reinen Form gespielt, ohne die zuletzt üblichen verlängerten Fassungen mit drei Publikumsrefrains. Das ist schade, weil’s so schneller vorbei ist, und schön, weil guter Pop eben so ist.

Es funktioniert, alt wie neu, und am Ende sagt Judith Holofernes mit einem Lächeln in ein paar hundert glückliche Gesichter: „Genau wegen sowas hier machen wir das!“ So ist das.Lorenz Maroldt

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