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Eine begabte Blonde aus Norwegen: Susanne Sundfoer.

© Grönland

Neu auf Vinyl: Susanne Sundfoer – The Brothel: Die Ruhe des Nordens

Herbert Grönemeyers Label Grönland ist bekannt für seine geschmacksicheren Veröffentlichungen. Auch das aktuelle Release „The Brothel“ der jungen Norwegerin Susanne Sundfoer überzeugt.

Wenn es doch nur schon Herbst wäre! Beim Hören von „The Brothel“ kann man gar nicht anders, als sich nach grauen Himmeln und sturmdurchbrausten Straßen zu sehnen.

Susanne Sundfoer vereint auf geheimnisvolle Weise tiefe Melancholie mit einer Heimeligkeit, wie sie nur an trüben Tagen aufkommen kann. Vorausgesetzt, man hat einen Ort, den man Zuhause nennen kann.
Der Kammerpop auf diesem Album wird getragen von Streichern, Keyboards und Elektronik. Letztere wird keineswegs zeitgemäß eingesetzt. Als Referenzen bieten sich eher die einschlägigen Namen der 70er Jahre an. Manchmal, wie in „It’s all gone tomorrow“, klingen die Beats auch nach den 90er Jahren und Björk. Eine altmodische Platte also.
Anders als die Kollegin aus Island nimmt sich Sundfoer wohltuend zurück. Sie singt im Stil von Folksängerinnen: schön, hell und sauber phrasierend. Es ist eine wahre Freude, den Melodiebögen ihrer Songs zu folgen. Der musikalische Reichtum von „The Brothel“ reicht an die Frühwerke einer Kate Bush heran. Obwohl die meisten der zehn Songs betont getragen sind, muss man keine Langeweile fürchten. Der Glanz des Ausdrucks und die lyrische Kraft der Texte haben das Vermögen, selbst eingefleischte Anti-Romantiker zu überwältigen.
In ihrer Heimat gilt Sundfoer schon länger als Talent und konnte sich zuverlässig in den Charts platzieren. Es steht zu erwarten, dass sie mit ihrem dritten Album auch den Rest von Europa von sich einnehmen kann. Zumal sie sich im Juni gemeinsam mit Label-Vater Herbert Grönemeyer die Bühne auf dessen Deutschlandtour teilen und damit ein großes Publikum mit ihrer zauberhaften Musik erreichen wird. Es bleibt ihr nur zu wünschen, dass sich während ihrer Auftritte ein paar Wolken über den Arenen der Republik türmen.

Ebenfalls neu auf Vinyl:

MGMT-Klone und kein Ende. Nach Empire of the Sun folgen nun ANR Naus Miami Beach. Ihr Versuch in die großen Fußstapfen der Vorgänger zu treten, gelingt. Mehr aber auch nicht. Die Songs auf „Stay Kids“ reihen die bekannten Elemente fleißig, aber leider wenig inspirierend aneinander. Da bleibt man lieber beim Original.

Wirklich frisch dagegen ist die Spoken-Word-Melange von Sound of Rum. Die fantastischen Texte der Rapperin Kate Tempest entfalten vor einem Hintergrund aus handgemachter Musik ihre volle Wucht. Die Band bedient sich im Gemischtwarenladen der Musikgeschichte, ohne groß nach Genregrenzen zu fragen. Jazz, Pop, Funk, Crossover: Alles ist erlaubt.
Leider gibt es das großartige Album „Balance“ noch nicht auf Vinyl. Kleiner Trost: die 7“ Single „Slow Slow“.

Martin Väterlein

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