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Neuer Krach: Berliner Opernball

Keine Ruhe beim Gezerre um die Opernstiftung. Rüdiger Schaper über die Wünsche des Vladimir Malakhov.

Was für eine wunderbare Stadt. Es war vielleicht zu lange zu ruhig, und eine Kulturszene, die keinen Ärger macht, hat ihren Namen nicht verdient. Wie war das noch gleich? Über den Bund bekommt Daniel Barenboims Staatsoper Unter den Linden jetzt 10 Millionen Euro mehr, und das Abgeordnetenhaus hat zähneknirschend für die beiden anderen Berliner Opernhäuser zusammen noch einmal 10 Millionen Euro locker gemacht. Für die mehrere hundert Millionen Euro teure Sanierung der Staatsoper hat sich eine Lösung gefunden – und mit dem Schillertheater auch ein Ausweichquartier. Alles gut endlich, nach jahrelangem Gezerre um die Opernstiftung?

Natürlich nicht. Während es im Westberliner Untergrund grummelt, von wegen Benachteiligung der Deutschen Oper und Zementierung von Hierarchien, meldet sich Staatsballett-Intendant Vladimir Malakhov wütend zu Wort. Über die „Berliner Zeitung“ lässt der Star, der jetzt nach langer Verletzungspause wieder auf die Bühne zurückgekehrt ist, verlauten, wie übel Politiker und Operngranden mit ihm umsprängen. Beschlüsse über die Zukunft des Balletts seien hinter seinem Rücken gefasst worden.

Und damit ist man wieder in der Bismarckstraße gelandet, an der Deutschen Oper. Nur dass diesmal die Intendantin Kirsten Harms nichts dafür kann. Und daran entzündet sich der neueste Krach: Im Haus der Deutschen Oper werden für das Staatsballett Proben- und Büroräume eingerichtet. Der Senat gibt dafür 3, 5 Millionen Euro aus. Malakhov hätte sein Hauptquartier aber lieber an der Staatsoper gehabt – was die Sanierungskosten dort um 30 Millionen Euro erhöht hätte. Nach Auskunft der Kulturverwaltung sind diese Beschlüsse in den Gremien der Opernstiftung in Anwesenheit von Vertretern des Staatsballetts gefasst worden. Um die Aufführungsorte des Staatsballetts geht es hier nicht. Die Malakhov- Truppe tanzt sowohl auf der Bühne der Lindenoper als auch in der Bismarckstraße. Es geht ums Prestige.

Malakhov will nicht nur nicht nach Charlottenburg – er träumt von einem eigenen Haus. Und das bei drei Opernhäusern, die Berlin sich zu Recht leistet. Ein viertes kann man sich selbst mit der größten Fantasie nicht vorstellen. Dagegen spricht auch der anhaltende Erfolg Malakhovs mit dem Staatsballett. Nach vielen Jahren ballettöser Pleiten und Pannen verbindet sich mit dem Namen des Russen die Aura eines neuen Berlin, das nicht mehr provinziell ist. Mit Malakhov, mit SashaWaltz, einer starken Offszene, eingeführten Tanzfestivals und neuen Ausbildungsmodellen ist der uralte Traum von der Tanzstadt Berlin wahr geworden.

Vladimir Malakhov ist eine einzigartige Erscheinung, wie Barenboim. Dieser Tage verhandelt er mit der Kulturverwaltung über die Verlängerung seines Vertrags. Aber auch Wien wirbt um den Tänzer und Choreografen, wen wundert’s. Man hört, dass die Gespräche mit Malakhov auf einem guten Weg seien. Nächste Woche trifft man sich wieder. Die von Malakhov in die Öffentlichkeit gespielten Unmutsäußerungen erhöhen seinen ohnehin nicht geringen Marktwert.

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