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Neues Album: LCD Soundsystem: Baukasten zu einer Theorie des Disco-Punk

Intelligente Reflektion der eigenen Position statt großer Erzählungen und Identitätsentwürfe: James Murphy, alias LCD Soundsystem, ist mit neuem Album auf Tour - und denkt mit 40 ans Aufhören.

Wozu braucht ein großer Refrain große Worte. „Pow! Pow Pow Pow Pow!“: Eruptive Bekunden körperlicher Anwesenheit genügen um den Saal aufs Beste zu unterhalten, immer auf den Punkt begleitet von einem 8-Bit-Schießgeräusch. In den Strophen plaudert James Murphy aus dem Alltag, lässig voran getrieben vom geschmeidig knarrenden Bass, zischenden Bonanza-Hi-Hats und dem Fiepen zahlreicher analoger Synthie-Apparatschaften. Etwa wie er neulich vom legendären New Yorker Nachtleben-Chronisten Michael Musto blamiert wurde.

LCD Soundsystem, die jetzt ihr drittes Album „This Is Happening“ in Berlin präsentierten, verkündeten 2002 mit ihrem Baukasten-Disco-Punk eine erfrischende Abrüstung, was Originalitäts-Imperative des Indie anging. An die Stelle großer Erzählungen und Identitätsentwürfe trat die intelligente Reflektion der eigenen Position in der Musikgeschichte, mit Verweisen auf den New Yorker Underground der 80er und die Wurzeln elektronischer Musik im deutschen Krautrock.

Mit seinem alten kastenförmigen Handmikrofon wirkt James Murphy wie ein David-Bowie-Interpret beim Karaoke. Immer wieder tritt er ans Percussionset oder schlägt die Agogo. Das eineinhalbstündige Konzert mit siebenköpfiger Band beim (noch bis heute laufenden) „Melt Club Weekender“-Festival in der alten DDR-Münzfabrik ist Planübererfüllung, verschwenderisch wie jede einzelne der hypnotisch geschichteten Nummern. Am Ende kommt noch Hot-Chip-Gitarrist Al Doyle hinzu, um nach der Anti-Bloomberg Hymne „New York I Love You“ mit einer schmelzigen Kurzversion von Jay-Zs „Empire State Of Mind“ zu enden.

Nach Ende dieser Tour, die sie noch über die Sommerfestivals führen wird, sei die Band am Höhepunkt angelangt, sagte Murphy kürzlich in einem Interview. Zeit, Schluss zu machen: „Ich bin 40 Jahre alt. Ich mache auch gerne andere Sachen.“

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