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© Doris Klaas

Pop-Tipp: Empire of the Sun, The Kinks, Heike Makatsch

Worauf Christian Schröder, Kultur-Redakteur beim Tagesspiegel, zurzeit nicht verzichten kann.

Empire of the Sun: Walking On A Dream

Pop ist eine Endlosschleife, und niemand huldigt den Pioniertagen des Synthesizerpop derzeit besser als diese beiden Australier. Die Sounds schäumen, hallen und dengeln so kunstvoll wie in den achtziger Jahren, die Popper-in-der-Sommerfrischen-Euphorie von Wham! wird genauso recyclet wie das bedeutungsschwangere Gitarrenspiel eines - igitt - Al Stewart. Und tanzen kann man dazu auch noch.
 
The Kinks: Lola versus Powerman and the Moneygoround, Part One

Das 1970 erschienene, achte Studioalbum der Kinks enthielt zwar den Megahit "Lola", ging aber dennoch damals unter. Dabei war Ray Davies als Songwriter vielleicht nie besser als auf diesem Konzeptalbum, das lustvoll mit dem Pop-Business und dem Englischsein an sich abrechnet. "Get Back in Line", stell dich hinten an, das ist die Parole, mit dem die Oberschicht über Generationen die Unterschicht im Zaum gehalten hat. Davies singt den Song mit säuselnder Ironie und erinnert an seinen Vater, der sich ein Leben lang ducken musste. "Top of the Pops" heißt ein anderes Stück, es geht um den Medienzirkus und darum, dass das Leben nicht automatisch besser wird, wenn man im eigenen Flugzeug zu seinen Verpflichtungen jettet. Mit den Geräuschen einer startenden Maschine setzt dann auch "This Time Tomorrow" ein, die großartigste, von schwerer Melancholie durchzogene Hymne der Platte.  
 
Mojo Presents: I Can See For Miles - Lost Tracks From America's Psychedelic Underground

Die CD-Beigabe zur April-Ausgabe des britischen Mojo-Magazines versammelt Perlen des bewusstseinserweiternden Undergrounds aus den Jahren 1967ff., vornehmlich von der amerikanischen Westküste, wo man gerade begann, Blumen im Haar zu tragen. The Music Machine besingen die Schizophrenie ("The People In Me"), The Cocolate Watch Band erinnern nachdrücklich an eine Verabredung ("Are You Gonna Be There (At The Love-In)"),  und  First Crew To The Moon verkünden programmatisch: "The Sun Lights Up The Shadows Of Your Mind". Eine perfekte Einführung in die wunderbare Welt des Garagen-Rock. Danch möchte man sofort wieder alle alten "Pebbles"- und "Nuggets"-Samplen auflegen.

Heike Makatsch: It's After Eight, aus dem Album "Hilde - Heike Makatsch singt Hildegard Knef

Der "Hilde"-Film ist grauenhaft, aber dieses Lied aus dem Soundtrack bleibt im Ohr. Der Text stammt von der Knef, die Musik hat ihr alter Kompagnon Hans Hammerschmid geliefert, der auch den Hit "Für mich soll's rote Rosen regnen"  und den Acidjazz-Knaller "Im 80. Stockwerk" schrieb. Mit den wuchtigen Bläsersätzen der WDR Big Band erinnert diese Nummer an die perfekt arrangierten, partykellerfähigen Soulpopschlager der Sechziger.

Christian Schröder, geboren in der ostwestfälischen Metropole Bielefeld, lebt seit 1990 in Berlin. Beim Tagesspiegel ist er, gemeinsam mit Kai Müller, für die Pop-Berichterstattung im Feuilleton und die Seite Berlin Kultur zuständig. Er mag Gitarrenlärm, Singer/Songwritertum, Sixties-Beat und sogar Schlager, eine seltsame Leidenschaft, die dazu führte, dass er im Jahr 2004 eine Biografie über die große Sängerin Hildegard Knef veröffentlichte.

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