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© Uwe Steinert

Porträt: Berend Intelmann: Jenseits von Paula

Der Schlagzeuger, Sänger, Songschreiber, Keyboarder und Gitarrist Berend Intelmann gründete unter anderem die Band Paula. Heute ist er vor allem der Mann hinter der Musik. Zum Beispiel als Produzent der Band Fotos. Ein Gespräch in der „Rebellion des Zimtsterns“, einem Kreuzberger Café.

Die blaue Fahne hängt schlaff in der Sommerschwüle an einem schlichten Haus an der Schlesischen Straße. „Die Rebellion des Zimtsterns“ steht darauf. So heißt das Café, zu dem die Fahne gehört. Betritt man den hellen Raum, scheint die Uhr eine Jahreszeit zurückgedreht – hier herrscht Frühling: An den Wänden blühen auf einer saftig-grünen Maiwiese weiße Blüten, Kolibris schwirren herum. Eine Tapete, deren Anblick wie ein Erfrischungstuch wirkt.

Vor der Wiese steht ein riesiger Esstisch, so stabil sieht er aus, als könne er das Gewicht eines Elefanten aushalten. Auf der Holzplatte aus dicken, rissigen Brettern steht ein pastellfarbener Blumenstrauß. Daneben liegt ein Sammelsurium, das hier sonst nicht hingehört: Sonnenbrille, Geldbörse, Handy, Uhr. Das alles gehört Berend Intelmann, 39, Schlagzeuger, Sänger, Songschreiber, Keyboarder, Gitarrist, Mitglied und Gründer mehrerer Bands. Die bekannteste ist die Pop-Gruppe Paula, von der er sich aber vor vier Jahren getrennt hat. Seitdem arbeitet er hauptsächlich als Produzent.

Intelmann hat sich gerade im Café häuslich niedergelassen und trinkt durstig von seiner eiskalten Apfelschorle. Er kommt fast jeden Tag hierher, sein Studio ist gleich nebenan in einem Hinterhof. „Das hier ist so eine Art Wohnzimmer für mich“, sagt er mit seiner leisen Stimme. Er habe hier „so eine Art privates Gefühl“. Die beiden Inhaberinnen kennt er gut. Aber an dem großen Tisch sitzt der zurückhaltende, schmale Mann meist mit fremden Leuten. Oft liest er dann in einer Musikzeitschrift, die hier ausliegt – am liebsten eine Rubrik, in der Musiker über andere Musiker lästern. „Wenn ich am Fenster sitze, kommt alle zehn Minuten jemand vorbei, den ich kenne.“ Andere Produzenten, die ihr Studio ebenfalls in der Nähe habe. Es gibt viele davon an der Schlesischen Straße.

Intelmann produziert etwa die Hamburger Band Fotos. Und die Gruppe Silvester, die „gerade bei Universal rauskommt“. Manchmal trifft er den Chef der Universal-Rock-Abteilung zufällig hier im Café – das Gebäude der Plattenfirma ist auf der anderen Seite der Oberbaumbrücke. Im Café isst und trinkt man dann gemeinsam Dinge wie Kartoffel-Lauch-Birnen-Gratin, Mandelplinsen mit Pflaumenkompott, trinkt Tulsi-Honeybush-Zitronengras-Bio-Tee oder Malzmilchcafé. All das ist mit Kreide auf große schwarze Tafeln an der Wand geschrieben. „Ich mag das gesunde Essen hier“, sagt Intelmann.

Gleich muss er wieder zurück ins Studio: Er will mit einem Schlagzeuger die Percussions für ein Stück aufnehmen, sie wollen auch Kuhglocken einbauen. Das passt doch gut zu Zimtsternen und der Blumenwiese - ein bisschen heile Welt in Kreuzberg.

Die Rebellion des Zimtsterns, Schlesische Straße 38, Tel. 61 28 88 98, Mo-Fr 10-18 Uhr, So ab 12 Uhr

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