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Eric Burdon.

© Harald Menk, dpa

Rock: Eric Burdon: Der Kalifornier

Ohne "The House Of The Rising Sun" wäre die Geschichte der Rockmusik anders verlaufen. Ich bin Musik: Eric Burdon zum 70.

Wie aus einem Folksong Rock’n’Roll werden kann, dafür ist „The House Of The Rising Sun“ ein gutes Beispiel. Die Melodie geht auf ein Stück aus dem 17. Jahrhundert zurück, der Text handelt von einem Bordell. Die Animals brauchten 1964 nur einen Take und zehn Minuten, um den Song aufzunehmen, der ihr größter Erfolg werden sollte. Er eroberte weltweit die Hitparaden, verschaffte der Band eine triumphale Tournee durch die USA und öffnete dem Sänger Eric Burdon „die Türen zu meinen wildesten Träumen“. Als Bob Dylan, so geht eine berühmte Anekdote, das Lied zum ersten Mal im Autoradio hörte, stoppte er seinen Wagen, stieg aus, hämmerte mit der Faust auf den Kotflügel und brüllte: „elektrisch, elektrisch!“ Bald darauf sollte er seine Gitarre in einen Verstärker stöpseln.

Ohne „The House Of The Rising Sun“ wäre die Geschichte der Rockmusik anders verlaufen. Allerdings war auf dem Label der Single nicht genug Platz für alle Namen, deshalb wurde für das von der Band gemeinsam erarbeitete Arrangement nur der Organist Alan Price eingetragen. Er kassierte Millionen, die anderen gingen leer aus. „Wir wurden nach Strich und Faden beschissen“, empörte sich Burdon noch Jahrzehnte später in seiner Autobiographie. Der Sänger stammt aus der nordenglischen Hafenstadt Newcastle, wo die allerneusten Bluesplatten aus Amerika schon ankamen, bevor irgendjemand in London von ihnen auch nur gehört hatte. Bevor Burdon die Animals gründete, war er mit dem Blues-Pionier Alexis Korner aufgetreten. Er studierte an der Kunsthochschule von Newcastle und entwarf die Inneneinrichtung des Club A Go Go, wo seine Band im Vorprogramm von John Lee Hooker und der Rolling Stones spielte. „Wir wurden durch die Weltgeschichte gejagt, um zu touren, und das Geld floss in Strömen – ins Bermudadreieck“, erzählte er später verbittert. 1966, nach weiteren Hits wie „Don’t Let Me Be Misunderstood“ und „We Gotta Get Out Of This Place“, gingen die Animals im Streit auseinander.

Burdon hat eine tiefschwarze Soul- und Bluesstimme, man feierte ihn als „white Negro“. 1966 zog er nach San Francisco: „Ich wollte kein Amerikaner werden, aber ich wollte Kalifornier werden.“ Später kaufte er sich ein Haus in Los Angeles, in der Nachbarschaft von Joni Mitchell, David Carradine und Frank Zappa und entdeckte die Drogen: „Mein erster LSD-Trip hat einen neuen Menschen aus mir gemacht, und seither sehe ich die Welt in einem anderen, befreiten Licht“. Mit den schwarzen Musikern der Band War nahm er zwei der besten Alben seiner Karriere auf: „Eric Burdon Declares War“ und „The Black Man’s Burdon“. Südkalifornien ist seither der Lebensmittelpunkt des Sängers geblieben, auch wenn er ein paar Jahre in Hamburg und Spanien wohnte. „Ich bin kein Musiker, ich bin ein Instrument. Ich spiele kein Instrument, ich bin Musik“, sagt er. Heute wird Eric Burdon 70 Jahre alt. Christian Schröder

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