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Das Styling stimmt immer noch.

© Sideonedummy

The Sounds - Something to die for: Glatteis auf der Tanzfläche

Es war nur eine Frage der Zeit, bis die 90er Jahre wieder groß in Mode kommen. The Sounds haben das rechtzeitig erkannt und liefern auf „Something to die for“ ein Album ab, das Eurodance ins 21.Jahrhundert transportiert.

Das Lob, das The Sounds bisher für ihre Alben einheimsten, war durchaus gerechtfertigt. So gekonnt wurden 80er Pop, Wave-Anleihen, Indie-Gitarren und Elektro selten gemixt. Zudem haben sie mit Maja Ivarrson eine Frontfrau, die alles mitbringt, was live und beim Boulevard-Journalismus für Stimmung sorgt.

Für ihr neues Album wechselte die Band zum Punk-Label SideOneDummy und produzierte alles im Alleingang. Die Vermutung liegt also nahe, dass „Something to die for“ eine Platte ist, die vor Kreativität und Freiheitsdrang nur so strotzt. Weit gefehlt.

Statt wie bisher auf die Melange aus Tanzbarkeit und Glaubwürdigkeit zu setzen und diesen Ansatz weiter zu entwickeln, wecken die Schweden die Geister der 90er Jahre. Kaum ist der Sargdeckel geöffnet, dringt Musik ins Freie, die momentan allerorten zitiert und kopiert wird. Ace of Base, Black Box, Culture Beat liefern den Referenzrahmen, den The Sounds mit noch dickeren Arrangements und einfältigen Melodien füllen.

Einzeln gehört, können die Stücke durchaus Charme entwickeln. Als Album offenbart die LP aber ihre Schwächen in voller Klarheit. Denn die Bandbreite der Songs deckt ungefähr die Oberfläche einer Briefmarke ab. Einzige Ausnahme das letzte und beste Stück: eine Ballade mit dem originellen Titel „Wish you were here“.

Überhaupt die Texte. Diese sind von solch erschreckender Belanglosigkeit, dass man zwar die gewollte Nähe zu etlichen Dancetracks aller Dekaden erahnen kann, aber letztendlich doch eher weghören möchte. „But we are getting older/Are hearts are still warm /But they are getting colder/And this life is getting the best of me/And I'm down on my knees oh please/But baby hold on.”

The Sounds laufen Gefahr, ihre bisher stetig wachsende Fangemeinde mit diesem Kurswechsel in Richtung Dancefloor zu verschrecken. Ob die mit den neuen Songs garantierten Radioplays für genug neue Hörer sorgen werden, muss man abwarten. Auf der Tanzfläche wird es langsam eng und das Eis wird dünner.

Ebenfalls neu auf Vinyl:

Auch als Beatboxer kann man es zu etwas bringen. Zumindest vermag Beardyman mit seiner Debüt LP „I done a album“ zu überzeugen. Seine muntere Mischung aus allerlei tanzbaren Stilen ist unwiderstehlich unterhaltsam. Es treffen Soul auf Dubstep, HipHop auf Drum and Bass und Disco auf Balkan Beats. Kurz: eine lohnende Entdeckung.
Verstörend und leicht psychopatisch kommen Colourmusic auf ihrer neuen LP „My _____ is Pink!“ daher. Die 14 Stücke drehen sich ums Thema Sex. Jedoch behandeln sie weniger die damit verbundene Lust als die Verunsicherung und die Angst, den der Geschlechtsakt auch auslösen kann. Dieses Thema wird kongenial umgesetzt. Die dafür eingesetzten Mittel sind Shoegazer Rock, Hardcore, Brian Eno Sounds und ein wenig Elektro. Eine schwere, eine gute Platte.

Martin Väterlein

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