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Kultur: Posen und Positionen

POP

Heutzutage singt man auf Deutsch. Weil man etwas zu sagen hat. Seit 2003 gibt es die Berliner Elektropop-Band Die Türen , die Einordnung in die „The“-Bands-Kategorie wurde auf Deutsch umschifft und die Doors gab’s ja schon. Am Sonntag spielten Die Türen im Roten Salon der Berliner Volksbühne. Im Gegensatz zu ihrem gerade erschienenen Debütalbum „Das Herz war Nihilismus“ treten die Synthesizer live in den Hintergrund, verschwinden die Orgeln hinter Punk-Gitarren. Die Beats kommen aus der Konserve. Man hat das Gefühl – so soll es wohl sein –, man würde der allerneuesten Deutschen Welle beiwohnen und kennt es trotzdem schon: von Foyer des Arts, den Fehlfarben, Mia und, wenn die Sprechgesangspassagen anfangen, von Blumfeld.

Der Auftritt der Türen macht Spaß und wirkt dennoch wie für Schlaubi-Schlumpf gemacht. Der Sänger hampelt in rotem Anzug mit möglichst expressivem Gesichtsausdruck über die Bühne und singt schlaue Texte voller Wortspielereien und Anspielungen. Singt Sätze wie „Spaß macht mir keine Freude“. Singt von der „Wochenendrevolution“, bei der man einen Standpunkt beziehe mit Blick auf die Stadt. Alles sehr nett, sehr adrett und kokett. Verschmilzt Wörter und Sätze, ein bisschen dada, ein bisschen gaga. Die „Welt macht Kopf kaputt“, später gibt es etwas Schlager, die Musik kommt aus der Maschine, während sich die drei Musiker schmalzig winden und für kurze Zeit so etwas wie Selbstironie aufkommt. Am Ende hat man zig Zitate gehört, musikalische und textliche, gut zusammengeklaut und -gebaut, mit Hirn und doch scheint alles nicht mehr als das: Zitat. „Die Pose als Position“ zu sein, das ist die alte Pose.

Karl Hafner

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