zum Hauptinhalt

Kultur: Preußische Mirakel

Zwanzig Jahre ist es her, dass der Sarg mit den Gebeinen Friedrichs des Großen 1991 in Sanssouci bestattet wurde, wie der König es sich zu Lebzeiten gewünscht hatte. Die deutsche Geschichte nach 1945 war dazwischen gekommen.

Zwanzig Jahre ist es her, dass der Sarg mit den Gebeinen Friedrichs des Großen 1991 in Sanssouci bestattet wurde, wie der König es sich zu Lebzeiten gewünscht hatte. Die deutsche Geschichte nach 1945 war dazwischen gekommen. Bei Friedrich kam immerzu deutsche Geschichte dazwischen, zu Lebzeiten und erst recht nach seinem Tode, bis er schließlich für alle deutschen Wechselfälle und vor allem Abgründe verantwortlich gemacht wurde, er, der doch allein sein Preußen im Sinn hatte.

Am 24. Januar wird der 300. Geburtstag des Alten Fritzen zu begehen sein. Gut gerüstet in den dann erneut auszufechtenden Streit um Größe und Verderbnis des Preußenkönigs geht, wer bis dahin die „Fridericianische Encyclopédie“ durchgearbeitet hat, die ihr Autor Jürgen Ziechmann, von Hause aus Curriculumforscher, im Kreise einer „Preußischen Gesellschaft Berlin-Brandenburg“ pünktlich zum 225. Todestag vorstellte. Im Eigenverlag für 88 Euro herausgebracht, findet sich da unter 900 Stichwörtern auf 700 Seiten – „Fünf Jahre Arbeit stecken drin!“ – alles, was über Friedrich zu wissen nützlich ist, ebenso aber, was man nicht zu wissen braucht, das Ganze gewürzt mit einer gehörigen Prise Friedrich-Verehrung. Merkwürdig, dass der körperlich kleine, in seinen Taten aber als „groß“ erachtete König eines inzwischen gänzlich von der Landkarte getilgten Staates immer noch derart die Herzen zu bewegen vermag.

Preußen wäre schon weit früher verschwunden – wenn nicht, beispielsweise, bei Kunersdorf am 13. August 1759 die russisch-österreichischen Truppen ihren Schlachtsieg vervollständigt hätten. Es geschah nicht, die preußische Seite erholte sich und Friedrich schrieb lakonisch vom „Mirakel des Hauses Brandenburg“, ein Wort, das meist irrtümlich mit dem plötzlichen Tod von Zarin Elisabeth in Verbindung gebracht wird. Von „Mirakeln“ hat Friedrich des Öfteren gelebt, und gewiss hat das zur Faszination beigetragen, die von seiner Person ausgeht. Schon gar im Land der Schwärmer und Träumer, das Deutschland allzu oft gewesen ist.

Bernhard Schulz stimmt sich auf den 300. Geburtstag des Alten Fritz ein

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false